Aktienquote Auswandern

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This article was last updated on 2022-01-01, the content may be out of date.

Rein im Depot 140-160% Aktienquote bis 4-5 Jahre vor Entnahmebeginn, voraussichtlich etwa mit 45-48. Wenn es zu gut läuft steuerschädliches Rebalancing zurück Richtung 140%. Ratenkredite/Privatkredite, sowie gesetzliche Rente/bAV nicht mitgezählt.

Dann je nach konkreter steuerlicher Ausgestaltung in den 4-5 Jahren durch Sparquote/Verkäufe auf 60-80% Aktien, 20-40% Cash/Anleihen umschichten. Nach Entnahmestart mit ~50 dann wiederum über ~5 Jahre zurück in 90% Aktien mit 10% Cash/Anleihen Liquiditätsreserve. Plane aber mit konservativer SWR von 3,5%, die wenn nötig auch auf 2-3% gesenkt werden kann.

https://earlyretirementnow.com/2017/09/13/the-ultimate-guide-to-safe-withdrawal-rates-part-19-equity-glidepaths/

Aus Sicherheitssicht müsste man den Glidepath hübsch linear über mehrere Jahre (auch gern mehr als fünf) fahren, aber die Steuerseite ist zu gravierend, dass ich vermutlich eher das Risiko eingehe, bis zum Entnahmestart zu warten und dann für ein Jahr nach Malta/Zypern/Belgien/Kroatien gehe, um die Erträge vollumfänglich steuerfrei zu realisieren. Falls es dann kurz vorher dippt, arbeite ich eben etwas länger.


Ließe sich das nicht per LIFO hinreichend abmildern?

Nein, weil man aus den gehebelten Anlagen raus muss, da Hebelprodukte unter 100% Aktienquote nur unnötige Kosten verursachen. Genau diese Positionen sind dann aber am meisten im Plus.

Ungehebelt kann man das natürlich durch Teildepotüberträge, sowie parallele Depots und Positionen etwas optimieren, aber auch nicht 100% verhindern. Allein in fünf Jahren des Umschichtens selbst, wird bei normalen Erträgen sogar die zuletzt gekaufte Position noch 40% im Plus sein, die älteren Positionen deutlich mehr.

18,5% Steuern wie momentan fände ich prinzipiell aber auch verkraftbar. Trotzdem seh ich nicht ein, vermutlich eine halbe Million oder mehr einfach so wegzuwerfen nachdem ich in meinem Erwerbsleben bis zu dem Punkt bereits über anderthalb Millionen an Steuern und Sozialabgaben geleistet habe. Das ist eine vollkommen legale Gestaltung.

Ist das wirklich praktisch umsetzbar? Es wird doch immer die Wegzugsbesteuerung genannt.

Gibt es in Deutschland nur, wenn man mehr als 1% an einem Unternehmen besitzt. Bei gestundeten Kapitalerträgen muss man nur vorsichtig sein, falls man erweitert, beschränkt steuerpflichtig wird. Das trifft aber nur bei Umzug in Niedrigsteuerländer (Schweiz, USA, mittlerer Osten, …) zu, nicht innerhalb der EU. Zudem meines Wissens auch nur für deutsche Positionen, also DE… ISIN (siehe hier und vor allem das Video), aber das würde ich auch mit einem Fachanwalt für internationales Steuerrecht klären, bevor es soweit ist.

Man muss im Grunde nur etwas vorsichtig sein, dass einem nicht der Lebensmittelpunkt in Deutschland nachgewiesen werden kann, gerade wenn man sich einfach nur abmeldet, aber Konten und Depots in Deutschland hält. Deshalb würde ich mindestens ein Kalenderjahr Zwischenstop in besagten EU-Ländern einlegen, bevor ich die Welt umreise.

Das größte Problem dürfte bei den meisten aber Familie/Freundeskreis sein.


Also gibt’s nix was einen daran hindert? Ein Jahr Kroatien hört sich ehrlich gesagt gar nicht mal so hart an…

Kroatien hat eine Mindesthaltepflicht von drei Jahren, damit keine Kapitalertragsteuer anfällt, das könnte also ggf. beim Nachweis komplizierter werden. Gibt noch ein paar Alternativen mehr in Europa (Portugal mit NHR und ein paar weitere Länder mit Mindesthaltedauer).

Malta und Zypern (und Monaco wenn man sich die Miete leisten kann) dürften mit Abstand die attraktivsten Optionen sei - tolles Wetter, man kommt gut mit Englisch durch, gerade wenn es nur ein Zwischenstop ist. Langfristig ist Inselleben logistisch natürlich recht teuer was Import von Luxusgütern und Wohnungseinrichtung angeht. Möblierte Wohnungen in Malta gibt es mit Meerblick für unter 1000€ im Monat.

Ich würde vermutlich meine Depots vor der Auswanderung zu IBKR, Swissquote und vermutlich Saxo übertragen, um die dem Einfluss des deutschen Fiskus’ zu entziehen und trotzdem über Broker hinweg zu streuen. IBKR für den Löwenanteil und wo ich auch verkaufe, die anderen beiden nur um je 20-30% zu lagern. Saxo hat glaub ich zuletzt unschöne Gebühren eingeführt, aber ich hab ja eh noch etwa eine Dekade Zeit. Die konkreten Dienstleister sind natürlich austauschbar und nur sinnbildlich.

Die schwierigste Frage ist eher das Thema Postanschrift, wenn man danach nicht mehr als 183 Tage in einem Land sein möchte. Ich träum etwas davon, dann fünf Jahre um die Welt zu segeln. In Zypern reichen zwei Monate im Jahr vor Ort, aber schön wäre es, keine Wohnung haben zu müssen und trotzdem steuerlich sicher zu sein. Wenn aber einmal alle Erträge realisiert sind, kann ich auch mit Steuern auf danach folgende Erträge leben, daher würde ich dann vermutlich die Post über Dropscan in Deutschland laufen lassen.

Aber selbst Schweizer Broker melden dich dann über CRS Indicia an die deutschen Behörden und du bist im Zweifel nachweispflichtig, dass du dort keinen Wohnsitz mehr hast. Da reicht bereits eine deutsche Telefonnummer im Profil und irgendeine Anschrift braucht man eben leider überall. Ein Service wie St. Brendan’s Isle für die Amis ist mir in Europa noch nicht bekannt. Dropscan kommt dem noch am nächsten.


ich hab ja eh noch etwa eine Dekade Zeit Jo, des is des. Aber nehme erstmal mit, dass es doch nicht so unrealistisch ist, wie ich dachte.

Es gibt echt eine Menge Möglichkeiten, wenn man anfängt sich umzuschauen und auch einige, die man gar nicht erwarten würde.

In Schweden kannst du deine Wertpapiere auf einen ISK-Account übertragen. Dann zahlst du ähnlich wie bei uns die Vorabpauschale auf 1%-mehr-als-den-langfristigen-Zins-auf-Staatsanleihen deines Vermögens 30% Kapitalertragsteuer im Jahr, aber alle Erträge sind steuerfrei.

Im Grunde zwingt uns der Staat geradezu auszuwandern, weil es hier keine Aktienkultur und entsprechende Förderung gibt und man als Privatvorsorger nur bestraft wird.


wenngleich ich mir hin und wieder eine Info-Blase für manch verwendete Begriffe wünschen würde

Dafür gibt es Google. :-) Reicht ja, wenn ich Stichworte liefer.

Was hältst du von Zielen außerhalb Europas (Emirate bspw.)?

Kommt auf den Kontext an. Ich würde nach Jahrzehnten in Deutschland auf jeden Fall ein Kalenderjahr Zwischenstop in einem der genannten europäischen Länder einlegen, einfach um in Sachen erweitert beschränkte Steuerpflicht sauber zu sein und einmal alle akkumulierten, gestundeten Kapitalerträge zu realisieren. Ab dem Punkt ist mir das mit den Steuern fast egal, dann hab ich eh gewonnen.

Direktauswanderung ohne Zwischenstop erscheint zumindest mir unnötig riskant. Man muss sein Glück in Sachen Rechtsstreit ja nicht herausfordern. Ein Jahr Malta mit einigen Chartertörns im Mittelmeer ist jetzt allgemein eh nicht so unattraktiv. :-)

Danach soll jeder nach Lust und Laune tun, was er/sie möchte. ME und Asien sagen mir in weiten Teilen klimatisch und von der Mentalität und Ungleichheit nicht besonders zu. Gibt natürlich ein paar Ausnahmen wie Singapur oder Japan, insgesamt aber auch kulturell und sprachlich einfach zu weit weg, um dort dauerhaft zu leben und einfach viel zu viele Menschen und Reize für eine recht introvertierte Person.

Vorübergehend ist natürlich alles mal spannend. Daher ist fünf Jahre um die Welt segeln und danach irgendwo am Meer sesshaft werden immer noch der Masterplan. Liebäugle mittlerweile aber auch immer mehr mit Schweden oder Norwegen vs. Portugal. Ich denke am Ende läuft es auf die Frage hinaus wie städtisch oder ländlich man leben möchte und wie sich die Welt klimatisch und politisch verändert. Neuseeland wäre auch noch sehr interessant.

Wenn man noch arbeitet, können ein paar Jahre in einem Land ohne Einkommensteuer natürlich extrem attraktiv sein, um schnell FIRE zu werden. Das kommt aber stark auf die Persönlichkeit und Lebensphase an. Vor zehn Jahren hätte ich mir das noch eher vorstellen können als heute. Du sitzt dann aber komplett isoliert in einer totalen Blase und abgesehen vom Klima sind Dinge wie Konzerte, Alkohol und Musik nicht existent oder zumindest nicht vergleichbar.


Es gibt für gefragte Qualifikationen/Berufe eine 30% Rule, bei der man in den ersten Jahren extreme Steuervorteil auf das Einkommen hat.

Solche Programme gibt es in einer Menge Länder, siehe NHR in Portugal. Aber mein letzter Kenntnisstand war, dass das in den Niederland zumindest zurückgefahren (von früher 10 Jahren auf jetzt maximal 5) wurde und man diskutiert, das Programm einzustellen.

Die niederländische Vermögensteuer ist auch eher unsexy. Ist vergleichbar mit dem was ich parallel im Faden für ISK-Accounts in Schweden beschrieben habe, nur zu deutlich schlechteren Konditionen. Bei hohen Vermögen liegt der effektive Steuersatz im Moment bei ~1,4 bis 1,76% im Jahr, das finde ich schon relativ happig, vor allem weil es Vermögensverzehr bei Verlusten erzwingt. - Damit kann man hinsichtlich FIRE bei einer SWR von 3,5% netto nur 2% im Jahr entnehmen.

Im Grunde nimmt man dort seit der Reform 2017 5,69% fiktiven Zins an, die zu 31% versteuert werden - in Schweden hast du nur langläufige Staatsanleihen (also momentan negativ/Null)+1% zu 30%.

Schadet aber auf jeden Fall nicht, sich über solche Programme schlau zu machen.