Altersarmut Rente

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This article was last updated on 2020-09-15, the content may be out of date.

Den Totalkollaps, der in dem Kontext auf Reddit immer vorhergesagt wird seh ich einfach nicht und schwerwiegende Reformen sind unmöglich, weil die Rentenhöhe je Rentenpunkt gesetzlich verankert nicht reduziert werden darf und die Anwartschaften rechtlich Vermögen gleichgestellt sind. Es wird keine parlamentarischen Mehrheiten geben, das zu ändern. Es gibt nur eine mögliche Lösung und das wird meines Erachtens auch genau so passieren:

Das Renteneintrittsalter wird in etwa zehn Jahren auf 69-70 erhöht und ab dann vielleicht sogar direkt an die Lebenserwartung gekoppelt, allerdings mit deutlich erweiterter Flexibilisierung (natürlich mit Abschlägen). Du kannst dann schon mit 61 in Rente gehen, aber bekommst umso weniger. In Schweden ist das in etwa so schon Realität. Viele Leute werden das tun, weil den meisten nicht mehr arbeiten dann doch wichtiger ist als 200€ mehr Rente im Monat. Wenn man die Abschläge rechnerisch etwas schlechter stellt gewinnt man also da schon etwas, den Rest eben durch das höhere Eintrittsalter.

Gleichzeitig werden Rentenanpassungen geringer ausfallen als die Reallohnentwicklung, also Inflationsrate+Lohnsteigerung, was ebenso einen Teil des Problems kompensiert.

Es wird mehr Grundsicherung und Grundrente geben und das wird durch Steuern quersubventioniert werden müssen, aber die Grundrente wird weiter eingeschränkt, so dass sie eher Symbolcharakter hat und wenige sich tatsächlich dafür qualifizieren.

Hoffentlich haben wir bis da über Europa eindeutige Regeln zur Unternehmensbesteuerung, die das nötige Steueraufkommen ohne gegenseitigen Wettlauf nach unten etwas kompensieren können. Dazu kommen erhöhte Krankenkassen-/Pflegebeiträge, 22-23% statt ~18%, sowie erhöhte BBG, die vor allem die arbeitende Bevölkerung treffen.

Richtig viel Gejammer wird es dazu in den nächsten 10-15 Jahren geben, wenn einigen klar wird, dass sie nunmal ihr Leben lang zu wenig eingezahlt und zurückgelegt haben, um gut davon alt zu werden. Nachdem dann der Babyboomerbuckel durch ist, erholt sich das Ganze etwas und wir können vielleicht darüber nachdenken, die gesetzliche Rente durch kapitalgedeckte Pflichtprogramme (ebenso wie in Schweden) zu ergänzen. Alternativ kommen vielleicht über die EU interessante Vorsorgevehikel im Stile eines 401k, ohne national zusammengestutzt zu werden.


Evtl. haben diese Leute auch nur Teilzeit gearbeitet

Das ist sicher einer der großen Punkte. Kinder bekommen bedeutet häufig einige Jahre Auszeit und dann 10-20 Jahre Teilzeit. Damit hat man auch danach bei Vollzeittätigkeit selten noch Karriere und gute Gehälter, um die Lücke zu kompensieren.

Oder 1-2 Jahrzehnte Selbstständigkeit in eigentlich nicht nachhaltigen Geschäftsmodellen ohne oder mit minimaler, beschissener Altersvorsorge. Die werden dann ganz besonders von den Versicherungen und Finanzberatern abgezockt und irgendwann kommt das böse Erwachen.

Dazu dann alle Jobs auf (und früher eben auch unter) Mindestlohnniveau.