Arbeit Herausforderungen

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This article was last updated on 2019-07-14, the content may be out of date.

Zum Thema komplett zum Studium wechseln oder berufsbegleitend studieren kann ich wenig sagen, aber ein Punkt fällt mir negativ auf:

Jetzt merke ich allerdings seit ca. 1 Jahr, dass die Luft auf der Arbeit irgendwie raus ist. Ich übernehme seitdem ich dort arbeite die selben Tätigkeiten, die mir anfangs auch noch Spaß gemacht haben, aber seit einiger Zeit keine wirkliche Herausforderung mehr bieten.

Wie wäre es, wenn du dir selbst Ziele steckst, deine eigenen Herausforderungen definierst, dich fachlich weiterbildest und spezialisierst und das dann mit Praxiserfahrung untermauerst?

Für jemanden, der nur abarbeitet was man ihm aufträgt, bist du sehr gut bezahlt. Wenn du mehr verdienen möchtest und auch mehr Erfüllung suchst, dann musst du Verantwortung übernehmen und Dinge aus eigenem Antrieb heraus *besser* machen. Kein Dienst nach Vorschrift, sondern Eigeninitiative.

Natürlich kommt es ein wenig drauf an, wie euer Unternehmen organisiert ist und welche Freiräume man dir gibt, aber Systemintegration ist so ein breites Feld, in dem man mit Automatisierung so dermaßen viel erreichen kann, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass dir da jemand im Wege steht, wenn du gute Vorschläge machst. Im Gegenteil - selbst wenn dein Chef blockiert, hat der Chefchef vielleicht ein sehr offenes Ohr für jemanden, der sich Gedanken macht, Prozesse zu optimieren und Fehlerpotentiale zu verringeren. Vielleicht lässt er dafür einen ESX Cluster oder etwas AWS/Azure-Budget für interne Maschinen springen.

Meiner Erfahrung nach spielen in der IT ab einem gewissen Skilllevel in einem technischen Karrierepfad Abschlüsse überhaupt keine Rolle mehr. Ich hab Kollegen ohne Studium, die ohne Personalverantwortung sechsstellig verdienen. Mit Sicherheit gibt es auch Gegenbeispiele, aber wenn das Studieren aufgrund der Rahmenbedingungen schwierig ist, sind praktische Fähigkeiten, die du im aktuellen Job erarbeiten kannst, doch viel naheliegender, vor allem, weil du dir damit auch noch einen guten Namen im aktuellen Unternehmen machen kannst.

Du musst deine eigene Rolle in eine DevOps-Rolle transformieren. Damit kannst du dich dann auch auf Stellen bewerben, die 20-30k€ besser bezahlt werden, aber dafür musst du 3-4 Jahre Erfahrung haben und in einem Interview beweisen können, dass du verstehst, wovon du sprichst.

Konkret hängt es von Themengebiet ab, in dem du dich bewegst oder bewegen möchtest. Netzwerker? -> Ansible und Python lernen, Standardjobs automatisieren. Windowsadmin? -> Azure und Powershell. Backendadmin? -> Docker, Kubernetes und CI/CD mit Jenkins/Spinnaker, ggf. AWS.

Mach es dir zu Maxime, keine monotone Tätigkeit mehr als einmal manuell auszuführen, auch wenn es Anfangs mehr Aufwand bedarf. Relevanter XKCD: https://xkcd.com/1205/

Gerade im Infrastrukturbereich der IT gibt es sooooooo viel Potential, sich durch messbare Fähigkeiten zu differenzieren und ein extrem gutes Gehalt zu rechtfertigen, weil es für die meisten Informatikstudenten nicht so sexy erscheint wie Programmierjobs. Das bedeutet für dich aber weniger Konkurrenz bzw. vor allem viele alte Elektrotechniker, die mit Cloud, Programmieren und DevOps nichts anfangen können. Genau das ist deine Chance. Mach was draus.


Devops-Rollen in großen Konzernen. Ich rede natürlich nicht von Einstiegsgehältern, sondern schon für entsprechende Qualifikationen nach ein paar Jahren im Job. Wird gesucht wie verrückt und wirklich qualifizertes Personal ist rar, vor allem wenn man nicht in einem der klassischen Tower feststeckt, sondern auch etwas von Security versteht und passabel programmieren kann.

In den USA verdienst du gut sechsstellig, wenn du Kubernetes buchstabieren kannst und auch hierzulande bzw. in Europa zunehmend im Kommen. Das ist noch krasser als vor ein paar Jahren mit CCNP Voice.

Im Consulting ist es deutlich einfacher die Zahlen zu erreichen, aber dann bezahlt man natürlich mit Arbeitszeit und Verlust von Sozialleben.


Suchst du regional oder wie flexibel bist du? Hast du dich auf explizit als DevOps ausgeschriebene Stellen bevorben, die mehr Fokus auf Entwicklung und Microservices haben und nicht nur glorifizerte Adminrollen mit Marketingsprech sind?

Ich hatte in den letzten Monaten überall auf der Welt Projekte mit dedizierten DevOps Teams auf Kundenseite und auch entsprechend qualifizierten Leuten. London, Amsterdam, Bangalore und hier und da auch mal Süddeutschland. Aus Gesprächen mit unserem Sales/Pre-Sales in Deutschland, entnehme ich auch, dass das deutlich wächst und auch das Cloud Thema, gerade mit Azure, ist zur Zeit wieder richtig heiß.

Mit deiner Erfahrung und sofern dein Protokollwissen solide ist, wäre mein Tipp eher, sich Richtung Hersteller zu orientieren. Da sollte definitiv mehr als 65k€ drin sein (total comp sowieso), egal ob Netzwerk, Virtualisierung, Cloud oder angelehnte Technologien. Consulting natürlich auch eine Option, wenn das vom Lifestyle her funktioniert.

Ansonsten klappt das natürlich nur in Unternehmen, die auch selbst entwickeln und entsprechend mit der Zeit gehen, daher ist schon die Frage, wo du überall Bewerbungen hingeschickt hast und wie die Reaktionen ausgefallen sind. Meine Gehaltsabschätzung war auch mehr aus dem Bauch heraus und was ich so international mitbekomme. Will nicht meine Hand ins Feuer legen, dass du das überall in Deutschland so findest. Kann aber auch sein, dass dir einfach ein paar Buzzwords an Hipstertechnologiestacks fehlten, um über die initiale Schwelle zu kommen. Hast du deine Bewerbung und deinen CV den entsprechenden Ausschreibungen angepasst und jeweils passende Referenzprojekte aufgeführt?


Ich glaube der Mensch sucht sich oft den Weg mit dem geringsten Widerstand. D.h. sollte ich wirklich etwas verbessern wollen, müsste ich erstmal etliche Leute überzeugen das so zu machen. Möglich wäre es, aber nicht ohne Gegenwind.

Gerade deshalb muss man selbst aktiv dagegen angehen und nicht in Alltagstrott verfallen. Das kann manchmal ein Kampf gegen Windmühlen sein, aber es lohnt sich und sei es nur für die eigene Motivation. Es gibt wenig Dinge, die so erfüllend sind, wie als Experte geschätzt zu werden. Je mehr du kannst, umso mehr kannst du deinen Alltag in eine Engineering Rolle verschieben und umso weniger wird man dein Potential für Operations “verschwenden” wollen. Wenn dich die Firma zu sehr einschränkt, musst du eben irgendwann wechseln, aber dann sollte man so viel wie möglich vorweisen können und alles was über reine Adminerfahrung hinausgeht ist Gold wert.

Mein Empfinden ist allerdings, dass bei allen größeren Konzernen/ IT Dienstleistern das Gang und Gäbe ist.

Das schwankt stark. In Deutschland hast du noch eine Menge traditionelle Netops/Sysops, aber ich erlebe zunehmend, dass Automatisierung und sogar Microservicearchitekturen vom Management gepusht werden, aber es schlicht kein ausreichend qualifiziertes Personal gibt, das vernünftig umzusetzen. In Tech-savy Konzernen ändert sich aber auch das zunehmend und man findet hier und da durchaus einige sehr clevere Leute in dem Feld. Aber auch die müssen sich mit einer Menge Pfeifen in ihren Teams herumschlagen und suchen händeringend nach qualifiziertem Nachschub. Absolut goldene Zeiten, meiner Meinung nach.

Mein Gedanke war daher mit dem Studium, die “andere” Seite kennen zulernen.

Im Informatikstudium lernst du die Grundlagen, wie Computer aufgebaut sind und was sie tun, in angewandten Studiengängen von mir aus auch noch Prinzipien von Softwareentwicklung und Projektmanagement. Das ist mitunter mal ganz hilfreich, um ein Problem strukturiert anzugehen und das Optimum herauszuholen, aber wirkliche Entwicklererfahrung bekommt man nur, indem man das ganz einfach macht. Ein Informatikstudium macht niemandem zu einem guten Programmierer.

Such dir ein Pet Projekt, welches du innerhalb eurer Umgebung irgendwo laufen lassen kannst. Im Worst case eben die klassische Shadow-IT in Office Macros, aber besser Ansible/Python. Es gibt keinen besseren Weg, Programmieren zu lernen als ein konkretes Projekt zu haben, von dessen Erfüllung man profitiert. Praxis ist alles. Als Team entwickeln ist noch einmal eine andere Dimension, aber die brauchst du im Infrastrukturbereich wahrscheinlich nicht einmal. Natürlich besteht die Gefahr, eine Hölle aus unausgegorenem Scriptjungle zu erschaffen, daher konzentrier dich am Anfang besser darauf, einzelne, insolierte Probleme zu lösen und nicht direkt die Superautomatisierungslösung für alles zu bauen. Mit Zeit und Erfahrung wird das schon wachsen.

Darüber hinaus ist das was du beschreibst doch prädestiniert, mit Docker anzufangen und die entsprechenden Services damit auszurollen und zu kapseln und diese Schritte mit kleinen Scripten zu automatisieren. Dazu Erfahrungen mit Kubernetes und Microservicearchitekturen sammeln, bevor der Rest merkt, wohin der Wind weht. Da gibt es so viele Möglichkeiten, sich niemals zu langweilen oder unterfordert zu fühlen. Gerade, wenn ihr auch in-house Entwickler habt, solltest du dich mit denen solidarisieren, davon profitieren schlussendlich alle.

All das soll dich aber nicht vom Studium abhalten. Wenn du das mit deinem Lifestyle kombiniert bekommst, ist das sicher auch keine schlechte Idee. Nur werden diese Themen nach dem Studium genauso relevant sein.