Berufsunfähigkeitsversicherung

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This article was last updated on 2019-04-26, the content may be out of date.

Ich finde es hängt stark vom Job ab. Als ITler mit deutlichem qualifizierten Fachwissen, kann ich mir ehrlich gesagt kein Szenario vorstellen, in dem ich nicht mindestens drei Stunden am Tag arbeiten und mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann. Es ist realistisch nicht denkbar, dass ich nicht mehr in diesem Job, aber dafür in einem anderen arbeiten kann (abstrakte Verweisung), wie beispielsweise bei handwerklichen Berufen.

Das bedeutet, wenn ich keine drei Stunden mehr arbeiten kann, bekäme ich jetzt bereits eine staatliche Erwerbsunfähigkeitsrente von über 1600€. Falls ich doch arbeiten kann, aber unter eingeschränkten Bedingungen dann mach ich das eben.

Als Chirurg fände ich eine BU daher absolut nachvollziehbar, aber für Bürojobs seh ich das persönlich anders. Du hast diverse staatliche Sicherungsnetze (Krankengeld, ALG1 und eben die EU). Ab einem gewissen Zeitpunkt sind die Erträge des eigenen Ersparten sowieso groß genug und übersteigen eine potentielle BU sowieso.

Was man machen könnte, ist eine BU nur für die Jahre bis zur finanziellen Unabhängigkeit (also die Leanfire Variante, auch wenn man Fatfire möchte) abzuschließen, beispielsweise bis 40 oder 45. Das dürfte dann auch vergleichsweise günstig sein. Mit Familie würde ich über so etwas nachdenken, für mich selbst kann ich es auch einfach als Lebensrisiko selbst tragen. Ich muss imho meinen Lebensstandard nicht absichern, was statistisch in den allermeisten Fällen eher deutlich auf Kosten des Lebenstandards und der FIRE Pläne geht, gerade wenn man eine hohe BU-Rente haben möchte. Das Restrisiko eines geringeren Standards trage ich dann eben selbst.

Statistische Werte über BU-Bezieher finde ich wenig aussagekräftig, da:

  • Die Rahmenbedingungen häufig andere sind (körperliche Berufe)
  • Man gesundheitliche Faktoren zu einem gewissen Grad auch selbst beeinflussen kann
  • Die Versicherer übertreiben (nennen die Menge der Fälle, aber nicht die durchschnittliche Bezugsdauer von <3 Jahren)
  • Die Prävalenz des Bezugs im jungen Alter sehr gering ist und im steigenden Alter deutlich ansteigt - nachdem man hoffentlich genug eigene Kapitalerträge hat
  • Jeder, der eine BU abgeschlossen hat, auch ein höheres Interesse daran hat, diese tatsächlich in Anspruch zu nehmen, sprich sich krank doktorn zu lassen, auch wenn man noch arbeiten könnte

Schwerer Bandscheibenvorfall und du kannst kaum mehr sitzen. Schwere psychische Probleme Spielarten. Hatte sowas selbst im erweiterten Bekannten/Verwandtenkreis gesehen, nicht schön. Ganz ausschließen kann man eine BU auch bei der IT nicht.

Ich kann meinen Job auch im Stehen machen. ;)

Aber ist schon klar, was du meinst. Allerdings ist eine Situation in der ich über Jahre hinweg (nach Krankengeld/ALG) keine drei Stunden am Tag mehr klar denken kann für mich persönlich nicht mehr lebenswert. Dafür ist mir meine intellektuelle Entfaltung persönlich zu wichtig und so lang ich das kann, kann ich auch Geld damit verdienen.

Für jede andere Sitation findet sich eine Lösung. Gerade heutzutage und in der IT kann man Arbeit deutlicher stückeln als je zuvor. Bin zuversichtlich genug, dass ich selbst mit derartig schwierigen Rahmenbedingungen etwas finden würde, das für mich funktioniert, auch über Netzwerk und Reputation von Jahren im Consulting.

Du hast natürlich Recht, dass das den Verdienst und damit meine FIRE Pläne deutlich einschränken würde. Das ist dann eben das Risiko dabei. So ist das Leben. Manche Risiken kann man auch einfach akzeptieren.

Die meisten derartigen Fälle sind 50+, bis da hab ich das Gröbste hoffentlich hinter mir. ;-)