Betriebliche Altersvorsorge
Gegenüberstellung
Krankenversicherung berücksichtigen
Es ist noch drastischer, weil du auf die bAV noch 18% KV+PV zahlst (Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil!). 32% Abgaben ist daher sehr optimistisch, es zählt für die Einkommensteuer der Mittelwert zwischen deinem Grenzsteuersatz vor der bAV und dem Grenzsteuersatz nach bAV. Wenn du eine Einmalzahlung wählst, zahlst du eher 42% Einkommensteuer (on top auf dein letztes Verdienstjahr) plus 18% oder 10 Jahre BBG der KV+PV, also bis zu ca. 100k€. Wenn du eine Verrentung wählst, verlierst du noch einmal Geld durch die Umrechnung in die Rente, zahlst zwar weniger Steuern, aber dafür die vollen 18% KV+PV für die gesamte Rentenzeit, weil du wahrscheinlich immer unter der BBG liegst.
Teilfreistellung bei Kapitalerträgen
Hingegen werden Kapitalerträge nur zu insgesamt 18,5% besteuert dank Teilfreistellung, es werden in der Rente keine Krankenkassenbeiträge fällig und man behält Flexibilität und Zugriff auf sein Vermögen.
Beispielrechnung
Ich hab das in /r/eupersonalfinance neulich auch mal mit etwas anderen Annahmen durchgerechnet:
Dort hat /u/indexinvestoreu dann sogar ein Kalkulatorspreadsheet dazu gebaut (sorry for tagging you if you do not speak German :D just giving you credit for the speadsheet), mit unterschiedlichen Vergleichsdaten und der Möglichkeit an den Parametern zu schrauben:
Da fehlen zwar auch noch Details wie der Rentenfaktor und das Thema Inflation wird komplett ausgeklammert (wir reden also über Geldwert 2020), aber es erlaubt einem immerhin ein wenig mit den Werten zu spielen.
Weiterhin aufpassen, dass die meisten bAV Verträge erst nach fünf Jahren unverfallbar sind. Falls du den Betrieb vorher verlässt, werden die Arbeitgeberzulagen rückabgewickelt, außer die Unverfallbarkeit der Zulagen ist explizit von Anfang an vertraglich geregelt.
Argumente für die bAV
Das Hauptargument für die bAV wäre eher, dass es eine weitere, sicherere Säule gegenüber dem volatilen Aktienmarkt sein könnte. Ein weiteres Argument wäre Hartz4-Sicherheit, aber das ist zumindest für mich kein relevanter Faktor, weil dann eh erst einmal mein Depot dran glauben müsste.
Du könntest fairerweise für die Zukunft mit etwas weniger Inflation rechnen und falls die Inflation steigt, bekommst du wahrscheinlich sogar etwas mehr Zinsen, aber durch die Probleme der Niedrigzinsphase kannst du eher davon ausgehen, dass die Anbieter zunächst alles tun müssen, um die hohen Garantiezinsen der Altverträge zu kompensieren und du dann doch wirklich nur die Garantie bekommst, selbst wenn die Inflation steigt.
Weitere Risiken
Ich würde auch das Konkursrisiko der Anbieter als nicht zu knapp einschätzen, was ein weiteres Problem darstellt: https://www.test.de/Betriebsrente-Pensionskassen-in-finanziellen-Schieflagen-5423640-0/
Persönliche Einschätzung
Hab selbst einen Vertrag (genau genommen vier Verträge) mit 100% matching und 2% Garantiezins und frage mich immer wieder, ob ich die nicht besser beitragsfrei stellen sollte. Andererseits sind die gezillmerten Gebühren nun durch, die fünf Jahre rum und grundsätzlich ist das als alternative, vermeintlich sichere Säule ja nicht komplett verkehrt, falls all unsere Annahmen hinsichtlich der Aktienrendite für die Zukunft komplett falsch liegen. Mit Allianz und Ergo denkt man auch, dass immerhin keine kleinen Klitschen dahinter stehen, aber man weiß trotzdem nie, ob sie die Verträge nicht einfach abstoßen.