Boomer
Spießigkeit definiert den Boomer
Was einen Boomer (abseits des Alters) definiert ist nicht die mangelnde Technikaffinität oder fehlende Fortschrittsgläubigkeit.
Es ist Spießigkeit. Dogmatisches Denken in absoluten Termen. Keine Flexibilität. Problemorientiert, nicht lösungsorientiert denken und handeln. Angst und Furcht vor allem Unbekannten und allem was man nicht versteht. Vor allem Angst vor Veränderung.
Deine gesamten Geldgedanken lassen durch durch das Stichwort Opportunitätskosten erschlagen. Deine gesamten Softwaregedanken haben sich spätestens an dem Punkt erledigt an dem du der Paketverwaltung deines Betriebssystems vertraust.
Am Ende beruht diese Welt immer auf Vertrauen. Vertrauen, dass es weitergeht. Vertrauen, dass es besser wird. Vertrauen, dass die Dinge schon in Ordnung kommen. Ja, es wird sicher Missbrauch und Mauschelei geben, aber wenn das passiert, dann findet man eben eine Lösung dafür.
Vorsicht ist gut, aber wer sich von irrationaler, dogmatischer Angst leiten lässt, der verpasst alles Gute im Leben. Nimm doch einfach die positiven Dinge für dich mit und akzeptiere, dass Probleme nicht das Ende der Welt sind, sondern einfach nur mögliche Herausforderungen für die Zukunft.
Verrennen in Details
Alle vier Jahre 1000, oder sagen wir 800€ für ein neues Smartphone sind mir zu hoch.
70 Cent am Tag für etwas das man intensiv und täglich nutzt. Du hast wahrscheinlich ein Dutzend Gegenständer in der Küche und mehrere Dutzend im Kleiderschrank mit einer Kostenquote je Benutzung, die um Größenordnungen höher ist. Vom Auto gar nicht zu sprechen.
Was meinst du damit? Irgendwelche Sicherheitsbedenken für PCs, die niemals ans Internet gehen können?
Kein Mensch wird jemals jede Codezeile kennen und auditieren können, die er nutzt. Das alles basiert auf Vertrauen. Vertrauen in die Firmware, Vertrauen in das Betriebssystem, Vertrauen in die Software, Vertrauen in Patches.
Wenn man die Skepsis zu Ende denkt, dann darf man kein modernes Leben in der Zivilisation führen, verzichtet aber eben auch auf alles Gute. Man kann aber auch einfach akzeptieren, dass man gewissen Akteuren vertraut. Im konkreten Fall dann zum Beispiel Apple und 1Password. Ein großer Teil unserer Gesellschaft basiert auf Grundvertrauen und ein kleiner Teil an Missbrauch ist einfach als nötiges Übel mit einkalkuliert. 100%ige Sicherheit schadet mehr als sie schützt.
Ich fühle mich jedoch überhaupt nicht von irgendwelchen Ängsten eingeschränkt, sondern genieße mein Leben in vollen Zügen.
Niemand vermisst was er nie kennengelernt hat. Die Menschen im Mittelalter wussten auch nicht, dass ihnen WCs, Waschmaschinen und elektrisches Licht fehlen.
Dass man “News” besser vermeidet ist ja nichts neues. Eine rationale Mediendiät tut fast jedem gut. Es reicht vollkommen aus, sein Leben zu leben und sich beispielsweise einmal die Woche differenziert über die großen Themen zu informieren.
Es zwingt dich auch niemand Dinge zu mögen, die du nicht für nötig hältst, aber es ist eben vermessen darüber zu urteilen, was andere zu empfinden haben. Leb du dein Leben wie du magst und lass andere ihres leben wie sie mögen.
Neophobie führt zu Ignoranz
Ich stelle nur Fragen, warum Leute Dinge oder Vermarktungsmodelle gut finden, die ich entweder nicht kenne und mich nicht beschäftigen möchte, oder nicht gut finde, und weise auf konträre Motivationen hin
Wie du wohl auch an den anderen Antworten im Thread gemerkt hast, klingen deine Fragen aber extrem passiv aggressiv und so als hättest du dir deine Meinung schon längst gemacht und wolltest die eher in die Welt tragen, als sie selbst und ehrlich in Frage zu stellen.
Es fehlt in allen Punkten der Pragmatismus andere Weltsichten grundlegend zu akzeptieren. Du denkst alles 100% schwarz/weiß zu Ende, aber eben mit einem vorgeprägten Bias deiner individuellen Perspektive, der gar keine anderen Interpretationen mehr zulässt. Dabei verlierst du vollkommen das große Ganze aus dem Blick und verrennst dich in Details.
Es ist überhaupt kein Widerspruch, sich gegen institutionelle Missstände einzusetzen und eine bessere Regulierung für alle zu fordern, aber persönlich trotzdem Komfort zu wählen, so lang es die anderen auch tun - alles andere wäre spieltheoretisch auch nur dämlich.
Wenn du die Dinge wirklich verstehen willst, dann darfst du nicht nur schauen was andere nutzen, sondern *wie* sie es nutzen. Dein Problem ist nicht, dass die Geräte schlecht sind, sondern dass sie nicht zu deinen Workflows passen. Aber das ist nicht so weil die Workflows alle scheiße sind, sondern weil du komplett unflexibel bist, deine Workflows dem Gerät oder Modell anzupassen.
Ich seh das auch ständig in der Familie bei besonders neophoben Menschen. Die meinen selbst, sie wären weltoffen und würden ja alles probieren, aber in Wahrheit evaluieren sie die Dinge nur auf ihre vorgefertigten Geschmacksmuster und sortieren sie sofort in Schubladen gemäß Sozialisierung und Prägung. Es ist absolut Null Wille da, sich selbst (zum besseren) zu verändern.
Und damit schließt sich der Kreis. Auch wenn das kitschig klingt: Man braucht ein echtes Growth Mindset und Wille zur Veränderung, ansonsten verschließt sich einem irgendwann das Verständnis der Welt. Eben genau das Gegenteil von Spießigkeit.
Negativität und Schubladendenken
Wir drehen uns da im Kreis. Du verstehst den Vorteil dieser Dinge nicht, aber nicht weil sie nutzlos sind, sondern weil du sie nicht verstehen willst. :-)
Natürlich braucht kein Mensch einen Passwortmanager, wenn er nur drei Webseiten auf einem Gerät benutzt. Aber wer 250 zufallsgenerierte Logins sicher auf Laptop, PC, Telefon und zwei Tablets im Zugriff haben möchte, und das mobil, jederzeit, überall auf der Welt, innerhalb einer Sekunde, freigegeben durch die Uhr am Handgelenk, der hat andere Anforderungen.
Alle genannten Dinge bieten den Anwendern einen echten Mehrwert, für den diese bereit sind zu zahlen. Du wirst nie einen Nutzen sehen, weil dir der sinnvolle Einsatzzweck selbst bereits fremd ist, du dir gar nicht vorstellen kannst, wie viel Convenience das bieten kann und wie angenehm es sein kann, wenn man sein Leben entsprechend um diesen Nutzen herum gestaltet. Du versucht die Geräte deinen star vorgegebenen Abläufen anzupassen und scheiterst dann an Details, statt einfach deine Abläufe so anzupassen, dass du einen echten Mehrwert für dich erzielst und die massiven Möglichkeiten zu nutzen, die sich dadurch erst ergeben.
Geschmacksmuster meinte ich mit meiner Anekdote tatsächlich noch viel, viel wörtlicher, denn genau dasselbe gilt für Geschmack beim Essen und Trinken, vor allem beim “Acquired Taste”. Wer immer nur wieder und wieder das akzeptiert, was er bereits kennt (also als Kind und Jugendlicher so erlernt hat und weil es angenehm und eingängig ist), aber nie an und über die Grenzen seiner Komfortzone hinausgeht, der wird nie an wahren Genuss herankommen. Derjenige landet dann immer wieder bei süßen und trivialen Massenprodukten, aber kann beispielsweise die Komplexität von Bitterkeit oder Schärfe nie verstehen.
Die Ironie ist, dass Menschen, die so denken tatsächlich niemals genießen können, denn das erfordert eine aktive Auseinandersetzung, die zwangsläufig zu einer Erweiterung des eigenen Ereignishorizontes führt.
Wenn jede neue Erfahrung mit “das ist wie….” kommentiert wird, dann existieren neue Erfahrungen nur in bereits vordefinierten Bahnen. Dinge können dann gar nicht mehr einfach sein und für sich selbst stehen; sie können nur in bestehende Schubladen sortiert werden, aber niemals ihre volle Wirkung entfalten, denn an das “Original”, also die Erfahrung und Erwartung mit der sie verglichen werden können sie sowieso nie konkurrieren.
Und ebenso typisch ist die Fokussierung auf Negativität. Statt Möglichkeiten und Potenziale werden immer nur Probleme gesehen. Dass es sich dabei in vielen Fällen sogar um Anwenderprobleme handelt und es bei den meisten problemlos funktioniert wird gern übersehen, denn das wäre ja dem Narrativ der bereits gebildeten Meinung nicht zuträglich.
Das war jetzt ziemlich abstrakt und natürlich eine anmaßende Ferndiagnose, aber meines Erachtens auch nicht anmaßender als die Formulierungen im OP.
Abschließend noch:
Wo verrenne ich mich in Details?
In jedem verdammten Satz. Statt jede Zeile einzeln zu zerquoten, könntest du mal versuchen die Kernaussage als eine kohärente Botschaft zu verstehen.
Wer selbst nur einen Hammer benutzt und alles weitere unnötig findet, für den sieht eben jedes Problem wie ein Nagel aus und der wird auch Elektroschrauber und Umzugsservices auf ewig unnötig finden. Ach und ich hab gehört beim Schrauber geht ständig der Akku kaputt und beim Umzugsservice muss man beim nächsten Umzug noch einmal Geld bezahlen! Wo ist da bloß der Nutzen?