CoastFIRE Grenze

Note
This article was last updated on 2023-02-13, the content may be out of date.

Gibt es hier Leute die ihre Coast-Fire Grenze berechnet haben und verraten, welche Werte (und Formeln) sie da ansetzen? Sagen wir mal, ich bräuchte 1500€ und habe noch 30 Jahre bis zur Rente - wo wäre die dann? Ich hatte jetzt verschiedene Kalkulatoren probiert aber die Werte unterscheiden sich stark, manchmal auch nach Eingabe, ob die eigene gesetzliche Rente mit einbezogen wird usw. - würde mich einfach mal interessieren ob es Leute gibt, die da schon Grenzen für sich stehen haben

Meines Erachtens ist der größte Schwachpunkt all dieser Formeln und Berechnungen, dass sie von einer fixen Entnahmerate basierend auf dem heutigen Verhalten ausgehen. Je jünger die Leute sind, desto weltfremder werden dann die Projektionen, weil sich viele noch nicht vorstellen können, wie sich ihre Prioritäten später einmal verschieben werden.

Und selbst wenn man ein gutes Gefühl dafür hat und frugal lebt: Wenn ich 60% Sparrate habe, muss ich nur vier Jahre arbeiten, um - ganz ohne irgendwelche Renditen - zehn Jahre zu überbrücken. In zehn Jahren verdoppelt sich ein marktbreiter ETF grob. Das heißt, wenn ich nur vier Jahre weiter mache, habe ich später mein gesamtes Restleben doppelt so viel Geld zur Verfügung.

Das ist schon eine recht krasse Perspektive und kann der Unterschied zwischen gutem Leben und 5-Sterne Resort und Business Class sein. Allein schon die immensen Unterschiede bei der Qualität von Altenheimen wären es mir wert, da noch einmal drüber nachzudenken.

Meine persönliche FIRE Zahl war mal 2 Millionen mit 55 als ich angefangen habe zu investieren. Mittlerweile bin ich verhalten optimistisch, dass ich das mit ~46-48 schaffe und plane dann noch 2-4 Jahre weiterzumachen, das Portfolio wachsen zu lassen und dann auch nach dem FIRE Zeitpunkt erst einmal ein paar Jahre günstig, aber eben unabhängig zu leben, um weiter mehr Luxuspotenzial anzuhäufen.

Kürzlich haben sie das in einem der US Subreddits “Mullet-FIRE” genannt, also vorn kurz, hinten lang. ;-) Wenn du etwas mehr ansparst als du wirklich brauchst, kann der Teil sich weiter mit Zinseszins entwickeln und auf deine späten Tage kannst du dir dann mehr und mehr Luxus leisten.

https://www.reddit.com/r/MulletFIRE/


Sehr vieles sehr richtiges. Das Leben ist - relativ zur Tragweite dieser Entscheidungen - sehr lang. Das heißt sowohl die externen Faktoren sind ungewiss, als auch die internen - man selbst ändert sich auch mit der Zeit und will oder muss mehr Geld mit der Zeit ausgeben.

Wobei ich zum Thema „Weltfremdheit“ auch klar sage, dass man da viel selbst in der Hand hat. Wenn man selbst so stur ist, dass man seine Entscheidungen und Ausgabeverhalten durchzieht, ist vielleicht die Person Weltfremd, die den Lebensstil dieser Leute abtut. Man muss sich ja nicht den Mustang zur Midlife crisis gönnen.

Jeder soll den Lebensstil leben, mit dem er/sie glücklich wird. Die Erfahrung zeigt nur, dass selbst bei den größten Frugalisten eines Tages der Lifestylecreep einsetzt. Siehe Frugalisten-Oli. ;)

Aber so lang man das nicht in klassischer Aussteigermanier auf Kosten der Sozialsysteme tut, ist daran meines Erachtens nichts verwerflich, auch wenn ich persönlich viele Entscheidungen nicht nachvollziehen kann.


Vielleicht hängen wir Zahlen dran: 1.500€ netto pm halte ich für kritisch. Aber 3.000€? Das ist etwas mehr als der Durchschnitt als AN hat, halte ich für machbar, sehen einige Leute aber schon als frugal an.

3k€ sind - zumindest pro Kopf - imho ein sehr komfortables Leben. Ich würde aber eben trotzdem 2-3 Jahre dran hängen, wenn die Million im Depot steht, um sowohl das SoRR massiv zu senken, als auch deutlich mehr Flexibilität zu haben.

Faustformel: FIRE Nummer im Depot vollmachen, DANN 10-20% Bondtent bauen. Alternativ die ersten fünf Jahre ein Drittel weniger entnehmen.

An dem Punkt kann man sich beruflich eh selbst verwirklichen, weil man keinen Druck mehr hat.