Edelmetalle Risikoklassen

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This article was last updated on 2019-10-31, the content may be out of date.

Mit Gold und Silber schenkst du meiner Meinung nach lediglich ein paar Edelmetallhändlern und im Fall von Silber zusätzlich dem Staat Geld, um deine eigene Angst zu kompensieren. Es gibt IMHO kein realistisches Krisenszenario, in dem 5k€ Gold und Silber, dich eher vor dem Verderben retten als ein Knarre mit viel Munition und 50 Flaschen guter Whisky. Sprich, wenn du wirklich Angst vor Horrorszenarien hast, dann ist es die falsche Maßnahme, in allen anderen Situationen ist es mindestens eine enorm fragwürdige Alternative gegenüber renditeträchtigen Investments. Gold ist interessant, um einen Mindestlebensstandard zu sichern, wenn man bereits zweistellige Millionensummen besitzt, aber vorher in meinen Augen komplette Verschwendung und aus Anlegersicht totes Kapital, außer es gibt dir irgendeinen Kick, das funkelnde Metall in der Hand zu halten, dann kannst du das natürlich gern machen.

Auf der einen Seite setzt du so auf vermeintliche Sicherheit, aber auf der anderen willst du mit 25k€ zocken gehen und gewisse Tech-Einzelaktien kaufen, die ohnehin schon einen erheblichen Teil der Marktkapitalisierung in den gängigen ETFs ausmachen, weil “sie Dividende geben” und du “glaubst, dass diese große Steigerungen erfahren können”. Man kann nun durchaus über die Theorie effizienter Märkte streiten, aber eine bewusste Priorisierung einzelner Unternehmen einer einzelnen Branche sollte schon eine qualifiziertere Basis haben als das. Realistisch betrachtet wirst du als Privatperson ohne Insiderwissen niemals mehr als reines Glücksspiel betreiben, wenn du meinst, es besser zu wissen als der Markt, der die Preise mit Algorithmen auf Basis von fetten QI-Datenbanken bestimmt, die sämtliche Fundamentalkennzahlen und jede Menge weiterer Parameter in Sekundenbruchteilen verarbeiten und in Handelsvorgänge umsetzen, bevor du auch nur die Financial Times aufschlägst. Das aktuell realistische Potential von Microsoft und Apple steckt bereits im aktuellen Kurs.

Ich finde da fehlt ein roter Faden. Diversifikation heißt nicht, dass man links und rechts seiner Kerninvestments Geld für vermeintlich sichere und unsichere Geschäfte verschenkt. Wenn du sagst “ich will (Geld ver)zocken”, dann mach das, aber kauf nicht gleichzeitig Edelmetalle. Wenn du ein solide Basis willst, dann fokussier dich auf

  • so breit diversifiziert wie möglich (da geht noch was gegenüber dem MSCI World)
  • so günstig wie möglich (da geht noch was gegenüber iShares)
  • steueroptimiert (die Perspektive fehlt komplett)
  • eine in sich schlüssige Strategie (Wachstum auf Risiko oder Sicherheit; du kannst nicht beides haben)

Das Verhältnis der Risikoklassen ist ja vollkommen in Ordnung, auch wenn mir das in dem Alter in Deutschland viel zu viel Sicherheit wäre, aber das ist eine persönliche Entscheidung. Doch innerhalb der Klassen sieht das mehr nach zwanghaftem Aktionismus aus. Wieso nicht einfach nur Tagesgeld und ein ETF? Was versprichst du dir von der Lösung zusätzlich?

Den Markteinstieg splitten kann man machen. Statistisch hast du am meisten von einer Einmalinvestition, aber gerade am Anfang, muss man erst einmal irgendwie über seinen Schatten springen und da fällt es einem wahrscheinlich gestückelt einfacher, ruhig zu schlafen. Es nimmt immerhin auch die alltägliche Volatilitätschwankung etwas raus. Ich hab dafür bei größeren Investitionen zwei parallele DKB Sparpläne benutzt, also im zwei-Wochenzyklus, auch über 3-4 Monate gestückelt.


Was empfiehlst du?

Na, wenn (Developed) World mir nicht breit genug diversifiziert ist, wüde ich natürlich selbst All-World/ACWI nehmen, um auch Schwellenländer drin zu haben (über Südkorea streiten macht den Braten jetzt nicht fett). ;) In Sachen Kosten ist Vanguard bzgl. Tracking Difference und Firmenphilosophie gegenüber MSCI ACWI ETFs überall klar vorn, dafür mich ohne Zweifel A1JX52 bis zum Freibetrag, darüber hinaus A2PXKG, aber das wurde hier im Thread ohnehin schon mehrfach genannt. Ich wollte nur nicht einfach dasselbe reiterieren wie alle anderen, sondern das mit demselben Schluss argumentativ aufrollen.

Aber welche aktive Rolle kann ich als Anleger denn noch nehmen?

Erst einmmal den Freibetrag mit Ausschüttungen vollmachen und danach einen Thesaurier zu nehmen. Selbst mit deinen kompletten 190k€ erreichst du zur Zeit mit Vorabpauschalen nicht den Freibetrag.

Darüber hinaus, dir für die Zukunft, die spätere Entnahme oder den Verkauf mehr Gedanken über Steuerthemen machen (unter der Prämisse, dass du noch viel Zeit hast und sich noch eine Menge ändern kann), als über Zwangsoptimierung (Einzelaktien, Edelmetall), die dich eher verschlechtert.

Anlagehorizont sind 10-15 Jahre. Ziel ist eine jährliche Rendite von 3-5 Prozent, damit mindestens die Inflation ausgeglichen ist.

Das kann ich zum Beispiel nicht nachvollziehen, für mich wäre die Anwort “ein Leben lang”, nur dass irgendwann mit Schema (Glidepath, CAPE, Depotüberträge) gezielt und taktisch abgesichert entspart wird, was aber eigentlich keinen Kapitalverzehr bedeuten sollte.

Was passiert denn in 10-15 Jahren? Wann möchtest du in die Entsparphase übergehen, wie hoch ist dein anvisierter Net Worth? Wie planst du es dann mit Steuern und KV zu machen? Oder was hast du sonst in 10-15 Jahren mit dem Geld vor?

Wahrscheinlich kommt jetzt “Haus kaufen und Familie gründen”, aber das schreibt eben jeder zweite hier und ob es dann wirklich passiert ist eine ganz andere Frage. Dein Einkommen ist mehr als hoch genug, dass du das auch unabhängig stemmen könntest und wer weiß, wohin es dich noch führt. Das Geld, was du heute investierst, hat - Reformen ausgenommen - den Vorteil der Steuerstundung und ist daher anlagetechnisch mehr wert als das Geld was du in 10-15 Jahren noch verdienst und ebenso zur Anzahlung nutzen könntest.

Ich persönlich würde jetzt für die Ewigkeit investieren und wenn du später Geld für beispielsweise ein Haus brauchst, dann nimmst du es aus deinem späteren Lohn bzw. finanzierst es eben so weit wie möglich. Die von dir genannte Zielrendite sollte dann hoffentlich auch nach Inflation übertroffen werden.