Ethisch investieren

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This article was last updated on 2020-01-05, the content may be out of date.

All deine moralischen Argumente spielen keine Rolle, denn sie gehen am einzigen zentralen Punkt vorbei, der relevant ist - es ist Aktionismus, der in der Praxis nichts ändert, außer den Leuten, die deine Moralvorstellungen nicht teilen, noch mehr Geld zu geben.

Passives Investieren basiert auf der Annahme, dass es aktive Marktteilnehmer gibt, die anhand aller verfügbarer Informationen eine einigermaßen solide Einschätzung der Lage vornehmen. Das ist ganz besonders der Gewinn pro Aktie bzw. das Kursgewinnverhältnis, auch auch sonstige öffentlich bekannte Informationen über ein Unternehmen, auch in gewissem Maße Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells.

Deine Selektion macht es sich zur Aufgabe, durch das Ignorieren dieser Firmen ihren Preis zu verringern bzw. umgekehrt den Preis aller anderen Wertpapiere zu erhöhen, denn das ist erst eimal der einzige direkte Effekt. Es gibt jetzt bei deinem ethischen Investment zwei mögliche Szenarien:

  1. Es funktioniert schlicht nicht, weil so gut wie niemand mit macht.
  2. Es funktioniert und die für dich unethischen Firmen sind nun weniger wert.

Das sind die einzigen zwei Möglichkeiten - es klappt nicht, oder es klappt. Wenn es sowieso nicht klappt, dann ist das Vorhaben ohnehin sinnfrei, also klammern wir den Fall aus und konzentrieren uns auf Szenario 2. Was passiert nun, wenn die unethischen Firmen unterbewertet sind?

Nicht vergessen, wir sind passive Teilnehmer, die abhängig sind, von der Preisgestaltung der aktiven Teilnehmer.

Richtig, die aktiven Anleger arbitrieren die Preisdifferenz von den Fundamentaldaten zu den Kursen, verkaufen ihre Anteile an „ethischen Unternehmen“ und kaufen mehr unethische Unternehmen. Das Ergebnis: Deine Gewinne verringern sich und skrupellosere Anleger profitieren von deinem Willen, die Welt zu verbessern.

Du versuchst als passiver Anleger aktiv den Markt zu steuern, das ist per Definition zum Scheitern verdammt, da sich die Konzepte ausschließen.

Dazu kommen dann noch Punkte wie die Unmöglichkeit ethisch überhaupt zu definieren. Die Firmen werden den unliebsamen Teil einfach in Tochterunternehmen und Zulieferer ausgliedern. Man kann das allenfalls nach gründlicher Prüfung mit einer Whitelist, aber nicht mit einer Blacklist machen.

Es ist einfach weit zielführender, die Gewinne mitzunehmen und das Geld an Organisationen zu geben, die Lobbyarbeit für mehr Regulierung betreiben und externalisierte Kosten an der Natur einpreisen, dann regelt das auch tatsächlich der Markt unter den profitorientierten Akteuren.

Mir fehlt an der Stelle eine gehörige Portion Pragmatismus und Realismus. Idealismus ist super, aber er geht am Ziel vorbei, wenn er die Situation schlechter macht und diejenigen belohnt, die ihn nicht teilen und sich daran bereichern.