Gehalt in der IT

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This article was last updated on 2019-12-13, the content may be out of date.

Ich denke für den Bildungsweg und die Erfahrung ist das auf jeden Fall mehr als angemessen.

Ich würde gerne im Netzwerkbereich weiterarbeiten

Mach deinen CCNA und CCNP, lern Python. Dann orientier dich in Richtung Devops, SRE oder Security als Berufsfelder oder je nach Präferenz im Netzwerkbereich in Spezialisierungen (CCIE, Application Delivery, Cloud, Voice, SD-WAN, Overlay Networking, etc.). Sieh zu, dass die Jobtitel im CV entsprechend mit wachsen und du ein paar renommierte Arbeitgeber hast. Dann ist auch deutlich mehr drin und irgendwann fragt sowieso niemand mehr nach deinem Bildungsweg.

Ich würde an deiner Stelle die nächsten fünf Jahre hart auf Weiterbildung, Zertifizierungen und wachsende Projektverantwortung pushen und Gehalt erst einmal sekundär sehen.


Ich antworte mir mal selbst, um eines klarzustellen und weil viele andere Antworten zu frühen Wechseln raten (edit während ich das hier schrieb kamen aber viele gute Antworten mit ähnlichen Aussagen weiter unten im Thread).

Die meisten Berufseinsteiger bemessen ihren Wert am Gehalt und versuchen dieses fortwährend zu steigern.

Das ist natürlich nicht grundsätzlich falsch, ich halte allerdings nicht so viel davon, am Anfang nur auf das Gehalt zu schauen, sondern würde das nur machen, wenn ich fachlich stagniere. Vor allem, wenn das Gehalt ohnehin schon überdurchschnittlich ist, sollte man nicht in Aktionismus verfallen, sondern sich darauf konzentrieren, belastbares Karrierekapital aufzubauen. Das wird langfristig meines Erachtens deutlich mehr Rendite abwerfen.

Das erste Jahr in einem neuen Job ist man in der Regel kaum produktiv und lernt viel mehr Prozesse, Strukturen, Lingo und Leute kennen als wirklich technisch fokussiert zu arbeiten. Erst danach kann man sich fachlich entfalten und über sich hinauswachsen.

Wenn man wirklich gut werden möchte, sollte man imho versuchen 3-4-5 Jahre in einer Rolle zu bleiben, sofern diese entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten erlaubt und nicht rein nach dem Gehalt gehen. Entwicklungsmöglichkeiten müssen einem dabei aber auch nicht mundgerecht zufliegen, man muss vielmehr sehen, ob einem Gestaltungsfreiraum eingeräumt wird und das geht erst, wenn man das Tagesgeschäft effizient abarbeiten kann.

Ja, vielleicht kannst du dich jedes Jahr um ein paar Tausender hochhangeln, aber du wirst so nie Spezialistenwissen oder eine Reputation aufbauen und nie unersetzlich werden.

Irgendwann kommt man dann selbstverständlich nicht mehr um einen Wechsel herum, aber der kann dann auch auf einen Schlag von 40k€ auf 60k€ erfolgen, wenn man plötzlich einen Track Record als CCNP hat, der beispielsweise erfolgreich eine veraltete Infrastruktur mit ehemals manuellen Prozessen automatisiert und deutlich weniger fehleranfällig gemacht hat.

Das schafft man aber nicht mit permanenten Jobhopping, schon gar nicht, wenn der Arbeitgeber nicht nur Selflearning unterstützen, sondern auch 5-6 Schulungen und Prüfungen zu jeweils 2-3 k€ zahlen soll, sondern man braucht eine Vertrauensbasis für mittelfristige Zusammenarbeit.

Natürlich sollte man auch nicht aus falscher Loyalität in einem Unternehmen ohne Perspektive versauern und sich mit einem Hungerlohn abspeisen lassen, aber ich fand die Perspektive der fachlichen Entwicklung kam bisher in den meisten Antworten etwas zu kurz. Gehalt ist nicht alles - erst recht nicht, wenn man relativ gesehen bereits ziemlich vorn dabei ist.


Wenn der Wunsch nach fachlicher Weiterentwicklung und Perspektive dein Antrieb ist und gar nicht so sehr das Gehalt, dann ist das doch eine viel coolere Story, sowohl für das Bewerbungsgespräch, als auch für den Lebenslauf. Intrinsische Motivation ist Gold wert.

Ich würde entsprechend Jobs darauf screenen, was sie dir an Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wenn du das mit Enthusiasmus und Wissbegierde zum Ausdruck bringst, wirst du mit Sicherheit auf offene Ohren stoßen, gerade im Netzwerkbereich.

Du musst dann aber natürlich auch selbst Engagement und Initiative zeigen.

Je nachdem wie du dir deinen Berufsalltag vorstellst, würde ich auch Richtung Engineering oder Consulting schauen. Da lernt man definitiv (erzwungenermaßen) am meisten und hat keine Ticketarbeit oder Rufbereitschaft, aber eben auch keinen 9-to-5 Job und mehr Verantwortung. Vielleicht reichen deine zwei Jahre Erfahrung schon als Sprungbrett.

Ich finde neue Lösungen aufbauen aber deutlich spannender und erfüllender als Troubletickets oder Deployments nach Schema-F.


Das ist grundsätzlich nur ein Mittel, wenn man bereits den unterschriebenen Arbeitsvertrag in der Hand hält, aber abgesehen vom Gehalt gern bleiben würde.

Selbst dann sollte man es rein konstruktiv formulieren: „ich würde wirklich gern bleiben, aber dort bekomme ich 20% mehr Gehalt - könnt ihr ein vergleichbares Gegenangebot machen? 15% Gehalt, Beförderung zum Senior und bessere Benefits (Equity/Firmenwagen/Homeofficevertrag) wäre meine Schmerzgrenze“ und dann gibt es nur ein „ok, mit dem Angebot bleib ich“ oder ein „war schön, aber in dem Fall ist es für meine Karriere der nächste logische Schritt weiterzuziehen“.

Kein Nachtreten, kein Nachverhandeln, kein Brückenabbrennen. Einfach offen die Karten auf den Tisch legen, nachdem man sich in eine überlegene Verhandlungsposition gebracht hat und dann die entsprechenden Konsequenzen ziehen.