In sich investieren

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This article was last updated on 2019-02-16, the content may be out of date.

Sorg dafür in jedem Bereich deines Lebens das Beste für dich herauszuholen. Fang mit den Dingen an, die dich am meisten interessieren, aber mach vor allem da weiter womit du am meisten Zeit verbringst. Versuche alles bewusst zu tun und nicht nebenbei. Sinneswahrnehmung ist meiner Meinung nach ein aktiver Prozess, den du selbst mitgestaltest, kein passiver. Je mehr du dich konzentriert mit etwas auseinandersetzt und je mehr du dich bemühst, deine Wahrnehmung zu reflektieren, umso mehr kannst du jegliche Aspekte des Lebens wertschätzen und umso weniger disqualifizierst du aufgrund von Komfortzoneverletzung („schmeckt mir nicht“, „gefällt mir nicht“). Es ist vollkommen okay, Präferenzen zu haben, aber man sollte zumindest bemüht sein, die inhärente Qualität und vor allem Schönheit auch außerhalb dieser Vorlieben zu entdecken.

Das überträgst du dann auf alle Bereiche. Kleidung, Essen, Getränke, Kochen, Fitness, Handwerk, Musik, Film, Kunst, Möbel, Architektur, Natur, Kultur, Interaktion, uvm. IMHO kann man eine Aussage wie „der Weg ist das Ziel“ erst verstehen, wenn man dies verinnerlicht hat. Und dann ist das Leben eine nie endende Entdeckungsreise persönlicher Weiterentwicklung. Du hast du besten Voraussetzungen, aber solltest dann auch bereit sein, immer mal wieder Lehrgeld zu zahlen, bis du einen neuen Bereich erkundet hast und ausreichend Expertise hast, dein Geld in nachhaltige Qualität zu stecken.

Einige werden das alles in die negativ konnotierte Schublade von „Selbstoptimierung“ stecken, aber meiner Meinung nach ist genau das die Form von Entwicklung, die ein jeder anstreben sollte, um mehr aus seinem Leben zu machen. Selbstoptimierung ist hier nicht Mittel zum Zweck, um Status oder Anerkennung zu erhalten, sondern Selbstzweck, um insgesamt ein erfüllteres Leben zu leben. Es geht einher mit einem hohen Grad von Selbstreflexion und abstraktem Denken und wenn man sich einmal auf den Pfad begeben hat, wird man sehr viele Dinge und andere Menschen in einem völlig anderen Licht sehen. Schwierig ist es dann eher, sowohl nicht arrogant zu werden, als auch Gleichgesinnte zu finden.

Hat jetzt weniger konkreten Jobbezug, aber ich glaube auch, dass man das Ganze mehr als abstraktes Konzept begreifen sollte, da es eigentlich mehr um die Methodologie und innere Einstellung geht. Der Transfer zu beruflichen Themen ergibt sich automatisch, bzw. sogar allein dadurch, dass man selbst interessanter wird und mit interessanteren Menschen Gemeinsamkeiten entdeckt, insbesondere aber durch die Selbstreflexion, die einen viel abgebrühter, rationaler und professioneller agieren lässt.


Edit, um es vielleicht noch etwas deutlicher zu machen: Ein Investment wird jegliche Ausgabe erst, wenn sie eine Veränderung, einen Erkenntnisgewinn oder eine nachhaltige Umstellung des Lebensgefühls in dir bewirkt. Ansonsten ist es Konsum, aber nicht investiert. Das gilt für Reisen genau wie für Essen, genau wie für Bücher oder Kurse und all die anderen Empfehlungen in diesem Thread, die nicht unbedingt falsch sind, aber ich glaube, dass konkreter Aktionismus der falsche Ansatz ist, außer man hat verfolgt auch konkrete Ziele.

Bei den meisten Menschen passieren Veränderungen und Erkenntnisgewinne eher zufällig, quasi als Kollateralschaden, und dennoch sehr restriktiv in wenigen Bereichen, weil sie nicht konstant ihre eigenen Werte und Denkmuster in Frage stellen und selbstständig nach Erweiterung des Wissens- und Erfahrungsschatzes suchen, sondern eine Veränderung überhaupt nur sehr eingeschränkt zulassen. Zunächst einmal bedeutet investieren daher Zeit und insbesondere Aufmerksamkeit in etwas stecken. Man kann diese Entwicklung aber rapide beschleunigen, besonders, wenn man auch bereit ist, Geld auf ein Thema zu werfen, um sich durchzuprobieren und vielleicht auch mal direkt mit dem “unten-rechts-Modell” anfängt, statt sich über Jahre dort hinzuarbeiten.

Daher finde ich es so wichtig erst einmal über die zugrundeliegende Methodik nachzudenken, als über konkrete Maßnahmen. Die ergeben sich dann sowieso aus deinen Interessen und Beschäftigungen. Die Frage die du dir viel eher stellen musst, ist an welchen Dingen du darüber hinaus versuchen solltest, über den Tellerrand des dir bekannten Universums und deiner Komfortzone hinauszudenken, um insgesamt weiter lernen und wachsen zu können. - Meiner Meinung nach bei allen, die regelmäßig deinen Alltag streifen, also auch Dinge, die vermeintlich uninteressant sind. Es gibt so viele faszinierende Sachen zu entdecken und der Start ist es, seine Augen und seinen Geist dafür zu öffnen.

Marie Kondo ist ja gerade durch Netflix noch einmal berühmter geworden. Ich hab vor ein paar Jahren ihr erstes Buch gelesen und das korreliert komplett mit dem ganzen Konzept von “if it sparks joy”. Ich glaube das Konzept kann man überhaupt erst wirklich befolgen, wenn man den Grad von Reflexion erreicht hat, den ich beschreibe. Dann erzeugt die Textur eines hübschen Stoffes eben wirklich Joy in dir, genau wie der Anblick eines ikonischen, zeitlosen Designs oder der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee. Erst wenn man diese Momente schätzt, kann man auch die Gegenstände und Sinneswahrnehmungen wirklich schätzen und der Weg dorthin geht nur, indem man aus dem Konsummuster ausbricht und bewusster handelt.