Inlandsflüge

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This article was last updated on 2019-01-14, the content may be out of date.

Das Thema kommt ja häufiger in verschiedener Form auf. Dabei werden aber zwei Dinge jedes Mal chronisch vernachlässigt oder - wie hier - erwähnt, aber trotzdem in der Konsequenz ignoriert:

  1. Inlandsflüge existieren nicht für sich in einem Vakuum, sondern damit man nicht jeden Flughafen mit jedem anderen Flughafen auf der Welt voll vermaschen muss, sondern internationale Hubs etabliert und dann nationale Anschlussflüge hat. Wer meint, es bräuche keine Inlandsflüge, der müsste dann auch konsequent alle kleineren Flughäfen komplett schließen und allen Inlandsverkehr auf die Bahn legen. Das heißt aber dann, dass internationale Geschäftsreisende direkt ganze Tage zum Reisen einplanen müssten, sich mit fremden Bahntickets und -systemen vertraut machen und ihr ganzes Gepäck in die Bahn schleppen müssen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Züge - gerade an den großen Knotenpunkten - nicht mal im Ansatz die Kapazität dafür hätten. Es hat ja seinen Grund, dass man die Regionalflughäfen gebaut hat und weiterhin betreibt. Viele Routen existieren auch aus logistischen Gründen für die Betreiber.
  2. Die günstigen, vermeintlich nicht nachhaltigen Ticketpreise existieren nur, damit der Flieger voll wird und somit wirtschaftlicher und nachhaltiger wird als wenn man dieselbe Strecke mit einem halb leeren Flugzeug fliegt. Ein Bruchteil der Tickets finanziert den Großteil des Fluges - in der Regel eben genau jene internationalen Geschäftsreisenden. Man kann nicht günstige Tickets für sich allein kritisieren, wenn es insgesamt eine Mischkalkulation ist.

Ich finde im Übrigen, dass die einzige Lösung eine angemessene Besteuerung in Relation zu den Emissionen ist, anstatt jetzt jeden, der noch fliegt, moralisch zu verdammen. Also Zertifikate in vernünftig umgesetzt. Geht aber eben nur global. Gerade weil Airlines auch geopolitische und strategische Bedeutung haben, wiegen da aber eine Menge nationaler Interessen mit, daher ist das wahrscheinlich alles nicht so einfach und niemand möchte seine Airlines im internationalen Vergleich benachteiligen. Würde mich interessieren, ob es beispielsweise bei den Klimakonferenzen Bemühungen in diese Richtung gab und was da gesagt wurde.

Edit, spannend: https://www.c2es.org/document/flying-high-international-air-travel-and-climate-change/

The European Union (EU) Emissions Trading System is set up to exclude emissions from international aviation beyond the European Economic Area until 2024. At that point, the EU will review the implementation of CORSIA and determine whether to include emissions from international aviation. Some nations are not waiting. In October 2017, the Netherlands announced a proposal to impose an environmental tax on aviation. The Netherlands previously enacted an aviation tax in 2008, but the tax was removed after a year because air traffic to the Netherlands declined. Trade associations representing airlines have suggested that a new Dutch tax on aviation would be at odds with CORSIA. In April 2018, Sweden announced a new aviation tax on all flights departing from airports in Sweden of between 60 to 400 kronor to reduce carbon emissions. A similar legislative proposal was introduced in 2017, but the proposal was withdrawn. Sweden will have elections in September 2018, and, depending on the outcome, the new aviation tax may be repealed.

Nationaler Luftverkehr ist offenbar teil des Pariser Abkommenes, internationaler Verkehr aber nicht. CORSIA klingt nach einer Art freiwilliger Selbstverpflichtung für striktere Emissionsstandards, aber so wie ich das verstehe geht es nur darum, dass die Emissionen nicht weiter steigen, nicht darum, sie deutlich zu verringern.


Alleine Auto fahren und Kurzstrecke fliegen haben übrigens in etwa dieselben CO2-äquivalenten Emissionen laut Umweltbundesamt (https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0 - 147g/Pkm bei 1,5 Personen im PKW entspricht 221g/Pkm pro Person, 230g/Pkm im Flugzeug und das berücksichtigt Faktoren wie die Flughöhe bereits). Fliegen ist nur deshalb so böse, weil man damit schnell, weite Entfernungen zurücklegt. Wenn aber die Entfernung selbst gar nicht zur Debatte steht, ist das Auto genauso schlimm.

Wer Kurzstreckenflüge verbieten will müsste also konsequenterweise Autofahren ganz genauso verbieten. Die Bahn kann das Volumen aber nicht auffangen, kurzfristig schon gar nicht.

Vor allem reden wir bei Kurzstreckenflügen sowieso so gut wie immer über Anschlussflüge und diejenigen, für die eine Bahnfahrt eine akzeptable Alternative ist, nutzen dies in der Regel schon längst. Alle anderen werden auch in Zukunft alternativ Auto fahren oder sich einen Mietwagen nehmen.

Oder man besteuert einfach CO2 vernünftig (also mindestens in Höhe dessen was heute nötig ist, woanders eine vergleichbare Menge einzusparen oder der Atmosphäre zu entziehen und nutzt das Geld auch genau dazu) und lässt das tatsächlich den Markt regeln. Elektroautos und Ökostrom wären natürlich viel besser und würden sich dann viel schneller durchsetzen. Stattdessen wird der Strom massiv besteuert (die Herstellung kostet 5-10 Cent, aber da kommen dann 20 Cent Steuern drauf).

Übrigens zahlt man in Deutschland bereits 7€, bald 13€, Ökosteuer pro Kurzstreckenflug. Bei 1000 km Entfernung wären das 13€ auf 0,2t CO2, sprich 65€/t Steuer. Bei 500km wären es bereits 130€/t Steuer, da diese pro Flug, nicht pro km gezählt wird. Bei dem klassischen 150km Nürnberg-München Beispiel, würde man effektiv 13€ Steuern für 0,03t CO2 zahlen, also 430€/t CO2 (in der Praxis etwas weniger, weil bei dem kurzen Flug Start/Landung einen höheren Anteil haben, was wohl etwas schlimmer ist als der erhöhte Wirkfaktor der Emissionen durch die Flughöhe). Das ist bereits eine der höchsten existierenden Ökosteuern auf Flüge auf der Welt. Wäre natürlich schöner das relativ zur Strecke zu berechnen anstelle von drei pauschalen Kategorien, aber vor allem sollten wir die gleiche Steuer auf sämtliche Emissionen erheben, nicht nur auf Flüge, und das Geld dann auch nutzen, um diese Emissionen tatsächlich zu kompensieren.

Ansonsten bleibt das einfach eine weitere Hexenjagd und kein rationaler Versuch, die Welt tatsächlich besser zu machen.


Ich vergleiche ein regulär ausgelastetes Flugzeug damit alleine Auto zu fahren. Wenn du dir das Auto mit zwei Leuten teilst, ist es natürlich knapp doppelt so gut.

Die meisten Geschäftsreisenden reisen allein.