Sind LETF tot?

Note
This article was last updated on 2023-01-08, the content may be out of date.

Prinzipiell ist die Rechnung schon richtig. Die Zinsen stecken bereits im jeweiligen Referenzindex bzw. dessen Total Return Swap, daher tauchen sie nicht im ETF selbst auf.

3x gehebelte ETFs auf volatile Indizes wie den Nasdaq waren für Buy&Hold schon immer dämlich. Allerdings aufgrund des Volatility Decays, weniger aufgrund der Finanzierungskosten. Der optimale Hebel lag historisch eher im Bereich 2x auf den S&P500 und der Vorteil gegenüber einem 1,5er Hebel ist eher gering, obwohl die Volatilität weiterhin linear wächst. Außerdem steckt da ein Survivorship-Bias der USA drin.

Entgegen der Behauptungen des anderen Posters hier, haben Ayres und Nalebuff im Paper zu Lifecycle Investing über mehrere Seiten hinweg detailliert beschrieben wie es mit den Zinsraten aussieht und welche Formen von Leverage welche Zinsen implizieren. Das ist alles entsprechend in den Daten modelliert. - Allerdings eher in Form von Futures und Leaps, also ohne Volatility Decay, dafür aber mit schwankendem Hebelfaktor, Margin Calls und sogar höheren Zinskosten.

Natürlich geht es den Zentralbanken bei steigenden Zinsen auch genau darum Leverage im Markt zu verringern, weil Leute kalte Füße bekommen. Kurzfristig hast du womöglich gar höhere Kosten als Erträge und das treibt die Market Timer aus dem Markt.

Trotzdem hast du in Zeiten höheren risikolosen Zinses in den folgenden fünf Jahren in der Regel auch entsprechend höhere expected Returns am Aktienmarkt. Dazu kommt noch die Möglichkeit von Zinsarbitrage wenn du EURIBOR Zinsen zahlst, aber US Aktien hältst, wobei genau dies auch wiederum direkte Auswirkungen auf Aktien- und Wechselkurse hat.

Mittelfristig gehen wir ja von ~7% historischer Rendite PLUS Inflationsausgleich aus. Auch 5% Kosten sind da eher vernachlässigbar, gerade in Anbetracht der Inflationsrate und selbst wenn wir die Renditeerwartung auf konservative 4-5% herunterschrauben. Sofern der Markt sich in den kommenden Jahren auch nur auf das vorherige Niveau erholt, sind die Kosten vollkommen egal.

Klar, mit perfektem Market Timing hättest du vor einem Jahr verkaufen sollen. Aber den Wiedereinstieg muss man auch erst wieder korrekt finden. Bei Market Timing muss man nicht einmal, sondern zwei mal richtig liegen.

Die Leute backtesten und sehen die Möglichkeit von 80-95% Drawdowns und meinen ihre Risikotoleranz würde das schon aushalten, aber bereits bei 20% bekommen dann doch viele kalte Füße.

HFEA ist natürlich eine andere Geschichte als striktes Lifecycle Investing mit moderatem Hebel. Dem Konzept bricht die aktuelle Marktsituation wirklich das Genick. Das war aber durchaus absehbar. Es ist eben doch kein free money glitch - wie unerwartet!


Danke. D.h. du hebelst konstant auf 1.5 und hoffst, dass du die Füße so still halten kannst wie einst vorgenommen? Mit welchem Produkt erreichst du den Hebel?

Ja, in etwa. Ich versuche den Hebel etwa zwischen 1.4-1.5 zu halten. Primär durch Nachkäufe, ggf. durch Umschichten. Betrachte das aber auch immer relativ zu meinem Anlagezeitraum - wenn es jetzt nach unten geht, hab ich kein Problem weiter reinzupumpen, aber ab einer gewissen Portfoliogröße werde ich zumindest nichts Gehebeltes mehr dazukaufen.

Striktes Lifecycle Investing wäre z.B. bei einer Zielsumme von zwei Millionen bis zu einer Million 2x zu hebeln und dann den Hebel konsequent zu senken bis er bei echten zwei Millionen dann komplett verschwunden ist, aber das ist in Deutschland ja leider steuerschädlich, daher muss man ggf. ein paar Kompromisse machen, beispielsweise früher aufhören gehebelt einzukaufen, dann jedoch etwas länger halten für Steuerstundung oder Auswandern.

Ursprünglich wollte ich mal zwischen 1.5-1.7 landen, aber wenn dein Buy&Hold Portfolio innerhalb eines Jahres mehrmals 150-200k€ hoch und runterschwappt, lernst du eine Menge über deine Risikotoleranz. :-)

Produkt natürlich A0X8ZS - top TER und TD für einen Leveraged ETF und momentan noch den Zinsvorteil durch den Euro, weil der Währungseffekt mitgehebelt wird.