Lohnt sich bAV?

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This article was last updated on 2021-04-20, the content may be out of date.

Repost meiner Antwort auf quasi die gleiche Frage gestern:

Die Shortstory ist:

  • 100% Arbeitgeberfinanziert = free money, mitnehmen
  • Keine Förderung, selbst 100% Matching, kann den Zinseszins langfristig schlagen. Also so 1-2% Garantiezinsangebote kannst du vergessen, selbst bei großzügigem Matching
  • Unter der BBG verlierst du Sozialbeiträge und damit gesetzliche Rente
  • Gezillmerte Kosten sind in der Regel extrem gut versteckt
  • Verrentung hätte zwar Steuervorteile, lohnt sich aufgrund des Rentenfaktors eigentlich nie gegenüber einer ordentlichen Entnahmestrategie aus Aktien mit Glidepath, bei der das Geld größtenteils noch 20-30 Jahre weiter arbeitet
  • Einmalzahlung ist mit hohen Abgaben belegt (Spitzensteuersatz für beinahe die gesamte Summe, KV+PV über zehn Jahre mit AN+AG Satz, also knapp 20%), insgesamt hast du da 2/3 Abgaben (!!!) - so viel zum Thema Steuervorteile.

60% Matching schlagen trotzdem nicht den Zinseszins. Die Rechnung unterschlägt, dass du etwa 2/3 Abgaben auf den Betrag bei einer Einmalzahlung hast, während die 54€ fertig versteuert sind und du frei darüber verfügen und damit kostengünstig Rendite (die in ETFs nur mit 18,5% auf die Gewinne besteuert wird) erwirtschaften kannst.

Wenn die Direktversicherung jetzt in einen günstigen, marktbreit diversifizierten Fonds investieren würde, könnte man zumindest darüber reden, aber in der Regel sind das Friss-oder-stirb Direktversicherungen mit geringem Zins. Wäre allerdings wahrscheinlich trotzdem einer ordentlichen Entnahmestrategie unterlegen.


KV+PV über zehn Jahre mit AN+AG Satz, also knapp 20%), insgesamt hast du da 2/3 Abgaben Kannst du den Part erläutern?

Bei Einmalzahlung kommen große Beträge herum. Die gesetzliche Rente verbraucht bereits den Steuerfreibetrag und den attraktiven Teil der Steuerprogression.

Außerdem kommt der Soli dazu, auch auf die normale Rente. Die Steuerbelastung liegt also bei 44,3% für den Großteil der Summe. Fünftelregelung kann bei bAV im Allgemeinen nicht angewandt werden.

Da es keinen Arbeitgeber mehr gibt, zahlst du selbst die vollen Krankenkassenbeiträge, zur Zeit etwa 18% KV+PV, in 40 Jahren vermutlich eher mehr. KVdR schützt hier nicht, es gibt nur einen geringen Freibetrag und die Summe fällt über 10 Jahre an, damit auch die BBG nicht hilft.

Somit in Summe etwa 2/3 Gesamtabgaben auf die Auszahlungssumme.


Hallo u/sxah, mein Arbeitgeber matcht 200%. Lohnt sich dann die bAv, auch wenn der Vertrag schlecht ist? Danke..

Kommt auf die exakten Bedingungen an, also Garantiezins, Kosten, Zeitrahmen, wie lang du dort arbeiten willst, Inflationsannahme, Renditeannahme, Entnahmestrategie etc.. Rechne es dir aus.

Ich selbst habe 100% Matching mit 2% Garantiezins beitragsfrei gestellt, weil ich außerdem noch einen rein AG-finanzierten Vertrag habe, mit dem ich den Krankenkassenfreibetrag mitnehme und die bereits erzielten Summen bei Beitragsfreistellung ausreichen werden, um mit insgesamt fünf Verträgen in jedem Jahr von 63-67 die Steuerprogression meiner voraussichtlichen Rente bis zum Spitzensteuersatz mitzunehmen.

Schlussendlich ist das auch eine andere Risikoklasse. Ich denke nicht, dass die Verträge komplett risikofrei sind, wenn beispielsweise Ergo schon laut nachdenkt, die abzustoßen, aber eben Komplettausfallrisiko gegenüber Volatilität von Wertpapieren.

200% Matching kann sich schon lohnen, auch wenn es eine Schande ist, wie viel Geld dann den Versicherungsunternehmen in den Rachen geworfen wird. Hätten wir doch nur einen 401k. :(


Danke für die Antwort. Ich habe wie Du auch den Verdacht, dass hier viel Geld vom Arbeitgeber direkt an den Vermittler und die Allianz fließt, das die Belegschaft nie wieder sieht. Ich habe die Police neulich mit der Post bekommen und werde sie einmal durchrechnen. Wo kann ich mich schnell in die Besteuerung von privaten kapitalbildenden Versicherungen in der Rente einlesen? Wo finde ich einfach verdauliche Infos zur KVdR? Das Komplettausfallrisiko einer bAV würde >ich nicht höher bewerten, als dass zum Beispiel mein Broker meine Fondsanteile gar nicht wirklich kauft und mir online nur Scheinwerte anzeigt. Bevor die Allianz nicht vom Staat gerettet wird, wird ein Grüner Kanzler. Halt, warte mal, blöder Vergleich…

Ginge es um die Allianz selbst, wäre ich bei der Risikoabschätzung ganz deiner Meinung, aber die können einfach die Policen an irgendwelche chinesischen Investoren (nein, das ist kein Witz) weiterverkaufen. Diese müssen zwar Garantien anbringen, aber da würde ich mich dann nicht für 30 Jahre drauf verlassen wollen. Das Szenario, dass Ergo und Allianz alte Versicherungen an ausländische Investoren abstoßen ist jetzt nicht so absurd. Es gab da vor ein paar Jahren bereits erste Absichtsbekundungen.

Versteuerung ist einfach wie gewöhnliches Einkommen. Mach nur nicht den Fehler, den Durchschnittssteuersatz anzuwenden, sondern nimm die echten Werte. Also wenn du 20k€ gesetzliche Rente bekommst und 180k€ Einmalzahlung hinzukommen, dann rechne erst die Steuern für 20k€ Brutto aus, dann für 200k€. Die Differenz ist die tatsächliche Steuerbelastung der 180k€ Einmalzahlung, inklusive Soli auf die bestehende Steuerlast. Fünftelregelung gilt nicht, aber du könntest es ggf. auf unterschiedliche Verträge (wahrscheinlich aber mit zusätzlichen Kosten) splitten, wenn der Arbeitgeber mitspielt und so die Steuerlast auf unterschiedliche Zeitpunkte verteilen, wenn du (mit oder ohne Abschläge) früher in Rente gehst. Häufig laufen auch AN-Entgeltumwandlung und AG-Matching sowieso in unterschiedliche Verträge, so war es bei mir.

KVdR gilt schlichtweg nicht für bAV, du zahlst die vollen Beiträge, Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite und ich würde eher mit 20-22% rechnen, wenn nicht sogar mit 25%, falls du noch 20-30 Jahre bis zur Rente hast. Die Beiträge werden auch bei einer Einmalzahlung auf 10 Jahre gestreckt, um zu verhindern, dass du dich mit BBG herausmogelst. Freibetrag sind in heutigem Geldwert 164,50€ pro Monat, also knapp 20k€ über 10 Jahre, sprich ein Tropfen auf den heißen Stein für die Lebensersparnisse.

Daher sind die ersten 20k€ Steuer- und KV-technisch deutlich attraktiver als der Rest. Das Spiel der Steuerlast sollte man daher auch für unterschiedliche Einmalsummen berechnen. Könnte durchaus eine Rolle für die Entscheidung spielen wie hoch man die Entgeltumwandlung in Anspruch nimmt bzw. wann man den Vertrag besser beitragsfrei stellt, auch wenn er sich anfangs noch lohnt.