Perfektes Finanzsystem

Note
This article was last updated on 2022-12-16, the content may be out of date.

Probleme wie Inflation, Umweltausbeutung oder eine ungleiche Vermögensverteilung sind ja keine unerklärlichen Phänomene sondern hausgemacht und entstehen zwangsläufig. […]

Ich finde hier werden eine Menge deutlich komplexerer System auf eine simple Kausalität verkürzt, die in vielen Punkten nicht nur zu einfach, sondern auch einfach falsch ist. Jeder einzelne Punkt reicht um Jahre darüber zu diskutieren. Das wird man nicht in einem Redditthread lösen können.

Inflation ist nötig und wichtig. Nicht nur weil bei Deflation gehortet wird und keine Investitionen mehr stattfinden, sondern vor allem weil sie eben auch genau das schleichende Problem der Ungleichheit auf sämtlichen Ebenen löst, indem bestehendes zusehends entwertet wird. Das sind, in vorsichtigem Rahmen, alles gewünschte Effekte. Die Inflation ist schlussendlich doch bereits eine psychologisch und praktisch vorteilhafte Implementation des Freigeldes nach Silvio Gesell. Die systematische Entwertung ist absolut gewollt.

Kapitalismus ist die größte Erfolgsgeschichte der Menschheit und - zusammen mit technologischem Fortschritt, der ebenfalls nur durch Kapitalismus und Investitionen derartig exponentiell voranschreitet - die Grundlage all unseres Wohlstandes.

Alle alternativen Systeme sind immer wieder gescheitert. Der Erfolg des Kapitalismus wird durch die negativen menschlichen Eigenschaften - schön erkennbar an den klassischen Todsünden Habgier, Neid, Völlerei, Wollust, Trägheit - direkt befeuert, während alle alternativen Systeme totalitäre Strukturen brauchen, um die individuellen Motive der Akteure im Sinne des Systems in Zaum zu halten.

Umweltausbeutung löst man, indem man alle (!) externalisierten Kosten entsprechend bepreist und das Geld dann auch tatsächlich dafür verwendet, die Schäden zu beheben. Dann regelt das tatsächlich der Markt und das auch ganz schnell. Wir (als Menschheit) sind momentan aber schlicht nicht bereit diesen Preis mit Wohlstandsverlust zu bezahlen und leben weiterhin auf Kosten der Zukunft. Das ist keine Systemfrage. Ich bin sogar der Meinung, dass der Kapitalismus das einzige demokratische System ist, das die Klimakrise schlussendlich tatsächlich lösen kann. Das eigentlich Problem ist dabei aber Spieltheorie in einer globalen Welt: Wer als erster handelt, zahlt die Zeche.

Ungleichheit ist prinzipiell nichts Schlimmes und schon gar keine direkte Konsequenz von Umweltausbeutung. Menschen sind nicht gleich, also wird es immer Ungleichheit geben. Willst du alle Menschen gleich machen, geht das wiederum nur in totalitären Systemen und mit massiver Deckelung von Freiheit. Der beste Weg Ungleichheit zu lösen, ist Förderung von Chancen, sprich kostenlose Bildung, Stipendien, Kursangebote, Aufklärung (im Kantschen Sinne), Sozialarbeit. Eine bessere Erbschaftsteuer finde ich persönlich auch wichtig und gerecht, aber die Probleme sozialer Schichten sind deutlich komplexer und es wird immer massive Startvorteile durch kulturelles und soziales Kapital geben, die sich später in ökonomisches Kapital umwandeln lassen. Wenn du nicht alle Kinder ihren Familien entreißen und zwangsinternieren möchtest, wird sich das aber auch nie ändern lassen. Wir können nur so viel fördern und so viele systemische Diskriminierung abbauen wie möglich.

Über den Grad der Ungleichheit und die Notwendigkeit von Umverteilung kann man natürlich diskutieren, aber auch da gibt es je nach konkretem Thema Interessenskonflikte und keine einfachen Wahrheiten. Wir sind in Deutschland im globalen Maßstab schon auf der Seite von sehr viel staatlicher Intervention, wenngleich vielleicht manchmal an der falschen Stelle. Das hat auch eine Menge negativer Effekte.