Raus aus der IT

Note
This article was last updated on 2022-10-12, the content may be out of date.

Ich denke, du hast nicht eines, sondern drei unterschiedliche Probleme und verkennst etwas die Lage. Vor allem solltest du dir aber überlegen was du von deinem Job wirklich erwartest und ob das Gras dort tatsächlich grüner ist.

  1. Die Probleme jeder einzelnen Firma, in welcher IT nicht das Produkt, sondern eine Kostenstelle ist, sind in deinem Sinne “gelöst”. Statt IT solltest du den deutschen Begriff nutzen - EDV. Das trifft es viel besser. Es geht immer nur darum Daten zu verarbeiten, also sie zu transportieren und von einem Format in ein anderes zu transformieren. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger. Die jeweils optimale Lösung das umzusetzen ist aber mitnichten gelöst, sondern höchst individuell und mit schier unendlichem Optimierungsbedarf in einem nie-endenden wechselseitigen Zyklus aus Dezentralisierung und Zentralisierung durch wachsende Rechenkapazität und besser werdende Softwarestacks. Wenn du keine EDV, sondern echte IT willst, bleibt dir nur R&D oder Product Development, direkt bei Anbietern/Herstellern.
  2. Die Probleme jedes Konzerns ab einer gewissen Größe sind zu 80-90% Prozesse und Kommunikation. Wenn du nicht hinter anderen aufräumen willst, dann versteh das, werd besser, entwickle dich weiter und komm in eine Rolle mit Entscheidungsbefugnis und etabliere bessere Prozesse. Alternativ musst du dich an kleine Firmen halten in denen jeder Mitarbeiter eine große Rolle spielt und es kaum Prozesse gibt. Das hat dann aber eine Menge andere Nachteile (hohes Arbeitspensum, kaum Strukturen, Risiko, schlechte Kompensation).
  3. Sinnstiftende Tätigkeit ist natürlich toll, aber geht in der Regel einher mit schlechter Bezahlung und/oder der Erwartung von absolutem Expertenwissen. Was du nun aber konkret als sinnstiftend empfindest ist höchst individuell. Das Fusionsreaktor vs. Bank Beispiel zeigt es ja ganz gut. Beides ist gesellschaftlich relevant, die Bank sogar viel konkreter, aber du romantisierst die Arbeit an Zukunftstechnologie, weil du es selbst als sinnstiftend empfindest. Ist dein gutes Recht, aber wie zuvor beschrieben wirst du da eben deutlich weniger verdienen und größtenteils trotzdem dieselben Tätigkeiten ausführen (EDV, Kommunikation und Prozesse).

Die logische Konsequenz wäre also R&D/PD bei einem Startup in einem Bereich den du selbst als relevant erachtest.

Ist dann nur in Sachen Gehalt und Jobsicherheit alles andere als ideal und in der Praxis wahrscheinlich weitgehend auch nur dasselbe in grün. Für wirkliche Erfüllung sind meines Erachtens ganz andere Dinge relevant, wie z.B. wirklich gut sein in dem was man tut und die damit verbundene Anerkennung und ein hoher Grad an Autonomie. Das kommt aber in der Regel erst, wenn man den Job länger macht und sich entsprechende Seniorität aufbaut.