Small Cap Value und Swaps
Produktrealität
Übersehe ich da was?
Es gibt nur die zwei von dir genannten Produkte. Du bist also auf USA/Europa limitiert und beispielsweise beim ZPRV, also wenn du dich eh auf Firmensitz USA einschränkst, hast du effektiv ~1% (ein Prozentpunkt) höhere Kosten/Steuern (0,3% vs. -0,7% Netto TD) als mit einem synthetischen S&P 500 ETF.
Vergleich effektiver Kosten
Mit dem S&P500 ETF deckst du knapp die Hälfte der globalen Marktkapitalisierung ab, korrelierst also viel stärker mit dem Gesamtmarkt und bist besser diversifiziert. Mit US Small Caps einen Bruchteil.
Du musst also 1% Überrendite im Jahr erwirtschaften, nur um die Kostennachteile reinzuholen, trägst aber trotzdem das proportional höhere Risiko.
Ich würde daher Small Cap Value allenfalls für breitere Diversifikation beimischen aber finde die Produkte relativ gesehen einfach zu teuer.
Konzentration ist keine Diversifikation
Wie gesagt, beim ZPRV ist sie 0,3, beim synthetischen S&P500 aber MINUS 0,7, weil man da keine Quellensteuern auf die thesaurierten Ausschüttungen zahlt. In Summe ist das ein ganzer Prozentpunkt Kostenvorteil und das ist signifikant.
Einfach den S&P 500 zu kaufen finde ich nicht diversifiziert genug.
Das finde ich schon ironisch 50% der weltweiten Marktkapitalisierung für weniger diversifiziert zu halten als Small Cap Value, was eine Größenordnung geringer ausfällt.
Du hast bei Small Cap Value ja überhaupt nur USA und Europa zur Auswahl. Kannst genauso gut synthetischen S&P500 Swap und Lev ETF auf Euro Stoxx mischen und bist zehn mal so diversifiziert.
Quellensteuerbefreite Swaps
Für mich macht in Österreich swapper oder physisch replizierer keinen Unterschied von der Besteuerung her.
Doch, weil synthetische Swaps auf bestimmte US Indizes IM FONDS keine Quellensteuer zahlen, was auch du anhand besserer TD und somit besserer Performance merkst.
Wir reden eben nicht von Marktbeta, sondern von einem strukturellen Steuervorteil.
Lyxor beschreiben das in ihrem Prospekt genauer:
► However, a derivative with respect to a “qualified index” such as the S&P 500 is out of scope of 871(m).
► This means that synthetic ETFs domiciled outside the US tracking qualified indices can receive dividends gross rather than net of the 30% WHT (or lower treaty rate) after costs.
► As a result, synthetic S&P 500 ETFs domiciled outside the US such as ours can offer outperformance of up to ~30 basis points compared to physical Irish domiciled ETFs.
Selbst BlackRock/iShares, deren Marketing lange laut Stimmung gegen synthetische ETFs gemacht haben, haben zuletzt eben aufgrund jenes Vorteils doch wieder einen auf den S&P500 neu aufgelegt.
Das Thema mit dem Market Beta hast du bei Small Cap Value nach der Rally 2021 außerdem ganz genauso wie im S&P500. Wenn man an die EMT glaubt, gibt es ohnehin keine “billigen” Aktien.
Du hast bei Small Cap Value nur USA und Europa zur Auswahl, bist also ohnehin nicht global aufgestellt. Wenn du nun S&P 500 statt Small Cap Value USA kaufst bist du kein bisschen schlechter global diversifiziert, sondern im Gegenteil nach Market Cap deutlicher breiter aufgestellt. Mit deinem Europaanteil mach was du willst. Mit ZPRX kaufst du aber vor allem UK, also nicht mal EU, geschweige denn Eurozone. ;)
Österreich
Ich habe mir mal eben die Steuereffizienz von diesen BNP Paribas und Xtrackers S&P 500 swap ETFs angeschaut, und die zahlen ziemlich viel Steuern (1-3%) in Österreich, da sie anscheinend oft das Swap Trägerportfolio verkaufen und auf das dann Steuern zahlen.
Klingt ziemlich Steuer-ineffizient für mich.
Okay, das ist dann möglicherweise ein rein österreichspezifischer Steuernachteil. An dem Punkt bin ich raus. :-)
Mach dir nur nicht selbst irgendwas vor hinsichtlich Diversifikation von ZPRV und ZPRX.
Begrenzte Datenbasis
ZPRV/ZPRX sind viel beständiger von der Rendite her.
Beim S&P 500 war man nach der Dot Com Blase 13 jahre im minus.
Mit Small Cap Value kann man auf die negative Korrelation zwischen market risk premium, small cap premium, value premium und profitability premium setzten, welche die Dot-Com blase viel besser gemeistert haben als der S&P 500.
Imho interpretierst du da etwas zu viel rein und schließt unzulässig von historischen Verläufen auf zukünftige. Sobald ein Faktor bekannt wird, sollten verhaltensbasierte Elemente verschwinden.
Eine strukturelle Faktorprämie basiert auf höherem Risiko. Du hast also mehr risikoadjustierte Rendite. Mehr Risiko bedeutet eben auch genau das, also vor allem höhere Volatilität. Das skaliert aber linear und du erkaufst es dir mit deutlich höheren effektiven Produktkosten relativ zum (zumindest steuerlich in den meisten Ländern) Optimum, blendest den Aspekt aber einfach aus.
Differenzierung Faktoren
die negative Korrelation zwischen market risk premium, small cap premium, value premium und profitability premium
Das ist doch an dem Punkt nur noch Buzzword bla und kein rationales Investieren mehr. Die genannten ETFs basieren auf den MSCI Small Cap Value Indizes und die gewichten Size und Value, nicht “Market Risk” und “Profitability”. Du bekommst genau das - Size und (im konkreten Index - praktisch nur minimal gewichtet) Value. Vielleicht korrelieren die anderen Faktoren damit, aber dann korrelieren sie nicht negativ, sprich es handelt sich nicht um zusätzliche Faktoren. O_o MSCI bewertet zwar nach einem “FaCS” 6-Faktor Modell, aber die übrigen vier sind in den genannten Produkten inhärent unterrepräsentiert.
Welcher S&P500 Swap ETF?
Das Kostenargument macht Sinn und die Swap-Sache auf US-Werte auch.
Würdest du dann sagen, dass der BNP Paribas Easy S&P 500 von Kosten und Steuern her, Aktien-exposure mit den geringsten “Kosten” liefert?
Kann natürlich die Steuersache für Österreicher nicht bewerten, aber meiner Meinung nach ist das ein sehr gutes Produkt ja. Ich glaube aber auch, dass sich seit spätestens 2017-2018 die ganzen S&P500 Swaps wenig geben und quasi austauschbar sind.
Persönlich halte ich genau den BNPP auch selbst. Meine Zielallokation ist im Moment 40% FTSE All-World, 40% Amundi MSCI USA 2x Lev, 15% S&P500 und 5% Small Cap Value USA. Die letzten beiden sind dabei Gegenpol zum LETF, um den Gesamthebel des Portfolios durch Rebalancing auf ca. 1,4-1,5 zu halten.
Die günstigste Exposure zur risikojustierten Aktienrendite bietet meines Erachtens tatsächlich der Amundi Leveraged ETF, aber das ist natürlich ein Thema für sich.
Wie teuer darf Diversifikation sein?
Schwer tu ich mich persönlich nachwievor, den Nutzen von globaler Diversifikation gegenüber günstigeren Produktkosten zu quantifizieren, also das idiosynkratische Risiko einzuschätzen, das man sich damit ins Portfolio holt. Relativ zu meinem persönlichen Investorenleben und künftigen Erwerbseinkommen im Euroraum, seh ich einen US-Bias in dem Fall aber als Hedge bei dem ich mir deutlich mehr positive Szenarien skizzieren kann als umgekehrt.
Ich würde aber alle paar Jahre den S&P500 ETF wechseln, weil sich die ohnehin nicht groß unterscheiden, um bei weiteren Dips steuerfreundlicher umschichten und die jeweils neuesten Anteile zuerst verkaufen zu können.
Übergewichtung USA
Auch auf die Gefahr hin, dass du es in der Vergangenheit bereits beantwortet hast: Soweit ich verstehe gewichtest du US über, was man aus Diversifikationssicht nicht will, weil du dafür ne bessere TD bekommst.
Soweit so klar, aber gibt es nicht auch attraktive Produkte für andere Märtke? Wieso mischst du nicht z.B. A137K bei?.
Produkte sind immer Kompromisse
Die Krux ist natürlich die Diskrepanz zwischen Theorie und Produktrealität. Meiner Meinung nach gibt es keine vergleichbaren globalen Produkte.
Umgekehrt ist Diversifikation immer etwas Relatives und nichts Absolutes - auch der A1JX52 deckt nur 85% der (investierbaren, börsengehandelten!) Weltwirtschaft ab. Genauso ist der Blick auf Unternehmen anhand ihres Hauptsitzes allenfalls eine grobe Korrelation, aber nicht ansatzweise so absolut, wie Leute es beim Thema Gewichtung gern klingen lassen. Die Unternehmen im S&P500 sind fast alle globale Konzerne, welche die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb der USA erzielen.
Man spricht allgemein davon bereits mit 30 Werten im Prinzip hinreichend diversifiziert zu sein. Die 500 größten Unternehmen mit Hauptsitz USA sind also schon eine wirklich ordentliche Diversifikation und der Rest der Weltwirtschaft korreliert damit sehr stark.
Hedge auf Wert des Erwerbseinkommens
Dazu kommt nun, dass bei den EM meiner Meinung nach ein riesiges, unkompensiertes, idiosynkratisches Risiko in der Konstruktion der chinesischen Wertpapiere über ADRs steckt. Im Kern geht es also eigentlich nur noch um die Frage USA vs. Europa. Und da korreliert letzteres stark mit dem Wert meines Erwerbseinkommens, weshalb ich eine Übergewichtung der USA vor allem als einen Hedge sehe. - Geht es Europa gut, geht es dem Wert meines Gehalts gut und ich kann günstig US-Aktien kaufen. Geht es Europa schlecht, dann kompensiert mein Portfolio den Wertverlust meines Einkommens.
Bei einer veränderten Produktrealität, bin ich natürlich gern bereit meine Strategie anzupassen, aber ich seh momentan kein anderes Hebelprodukt das so günstig und breit diversifiziert ist. Der S&P500 Swap ist ja primär aus Rebalancinggründen zum Lev ETF im Portfolio.
Bei deiner WKN fehlt ein Zeichen, daher kann ich dazu nichts sagen.