Sondervermögen Risiko

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This article was last updated on 2021-06-10, the content may be out of date.

Entgegen dem was die anderen hier schreiben sind ETFs im Depot des Brokers kein Sondervermögen, sondern normale, regulierte Zentralverwahrung, wie Aktien auch. Sondervermögen gilt nur für die ETF-Anbieter. Aber in beiden Fällen schützt dich das zwar vor Insolvenz, aber nicht vor Veruntreuung oder Betrug.

Ich halte das Risiko bei einer Großbank für verschwindend gering, aber größer Null, bei einem Fintech für sehr gering, aber größer als bei einer tradierten Bank mit festen Prozessen. Glaubt ihr nach Wirecard wirklich, dass die BaFin es merken würde, wenn beispielsweise Trade Republic ein Madoff-like Ponzi Schema fährt und zumindest einige der Wertpapiere in Kundendepots in Wirklichkeit gar nicht existieren? Dagegen bist du nur zu 90% bis maximal 20k€ abgesichert.

Das ist wie gesagt ein kleines Risiko. Cyberkriminalität gegenüber dem Broker halte ich schon für ein größeres, Cyberkriminalität gegenüber dir selbst wohl für das größte, aber natürlich trotzdem alles Risiken im niedrigen einstelligen Prozentbereich auf ein Leben gerechnet. Da dich die Diversifikation aber kaum etwas kostet und sogar weitere Vorteile hat (Verfügbarkeit von Krediten, Liquidität bei Ausfällen, einfacher Wechsel zu den jederzeit kostengünstigsten Konditionen) spricht imho nichts dagegen aber einiges dafür.

Wären für mich also alles Gründe meine Lebensersparnisse zumindest auf drei Broker zu verteilen, davon zwei althergebrachtere. Die notwendige Schwelle seh ich aber auch eher bei einer halben Million. ING + DKB + Smartbroker ist eine mächtige Kombination.

Sparplan? Kostenlos bei der ING, günstig bei allen. Exotische Produkte? Irgendeiner hat sie trotzdem, auch im Sparplan. Überweisungen in nicht-Euro erhalten? 0,1% bei der DKB statt 1% Gebühren bei der ING. Einzelkäufe? Minimale Kosten bei voller Handelsplatzwahl mit Garantiepreisfunktion bei Smartbroker. Ganz kurzfristige Liquidität nötig? Lombardkreditrahmen bei Smartbroker. Mittelfristig Liquidität nötig? Fünfstellige Ratenkredite mit 2.x% Zins und beliebiger Sondertilgung ohne Vorfälligkeitsentschädigung bei ING und DKB, in der Regel sogar innerhalb weniger Stunden per Knopfdruck, beispielsweise mit KFZ-Kaufvertrag oder für Immobilien. Wenn es an das Entsparen geht, hat man dann mit Teildepotüberträgen auch viele Möglichkeiten Kosten und Steuern zu optimieren.


Im Grunde ist das Nitpicking eines semantischen Details. Praktisch spielt das keine Rolle. ETFs sind Sondervermögen - allerdings nur für Fondsgesellschaften wie BlackRock, Vanguard und Amundi. Aber in deinem Depot sind sie einfach nur bei einer Verwahrstelle also dem Depot oder einem Zentralverwahrer wie Clearstream hinterlegte Wertpapiere und das im letzteren Fall nicht einmal in deinem Namen, sondern nur so weit getrennt, dass sie auf Brokerseite insolvenzgeschützt sind. Also zumindest hoffentlich, beispielsweise bei Degiro hatte die niederländische Finanzaufsicht da Zweifel an der rechtlichen Rahmenkonstruktion.

Sondervermögen hilft aber genau wie die Sammelverwahrung nur gegen einen Konkurs, der vernünftig abgewickelt wird. - Sondervermögen gegen den Konkurs der Fondsgesellschaft, womit die Wertpapiere an die Verwahrstelle übergehen; die getrennte Verwahrung gegen den Konkurs des Depotanbieters. Wenn man dann aber plötzlich merkt, dass da wegen Veruntreuung oder Betrug gar keine oder zu wenig Wertpapiere vorhanden sind und die Bank auch nicht genug Kapital hat, um haftbar gemacht zu werden (bei der DKB und somit dem Freistaat Bayern deutlich unwahrscheinlicher als bei Fintechs wie Revolut oder eToro), dann bist du eben nur mit 20k€ abgesichert.

Also die ETFs selbst sind Sondervermögen, ja, auf Seiten des Investmentfonds. Aber dieses Sondervermögen wird dann von der Depotstelle oder einer zentralen Clearingstelle verwahrt. Wird selbst auf Wikipedia gut beschrieben. - Das unterliegt natürlich grundsätzlich der Finanzaufsicht, aber die sehen eben auch nur das Backend und die Daten, die man ihnen präsentiert.

Aber mal ganz trivial gesprochen: Wenn ich bei einem Broker 20 Zeilen Frontend Code und 10 Zeilen bei der Verarbeitung der Geldströme injecten kann und dem Firewalladmin mit ner Packung Gummibären und einer guten Story eine Freischaltung abluchse, dann hab ich im Zweifel genug getan, um bei bestimmten Buchungen einen Teil abzuzwacken, der dann nie bei der Clearingstelle ankommt und dessen Fehlen dort somit auch nicht auffallen kann, während dem Kunden einfach mehr angezeigt wird, als vorhanden ist. Sollte natürlich dank mehrstufiger Architekturen, Vier-Augenprinzip, guter Prozesse, Compliance-Cross-Checks der Buchungsbestände usw. niemals vorkommen, aber kannst du das ausschließen? Bei Klitschen wie Revolut? Traust du der Bafin zu, dass sie ernsthaftes Code Review machen? ;D Die können doch alle maximal die Daten sichten, die sie auch bekommen.

Wenn dann sogar die Führungsetage mitspielt wie bei Wirecard, Madoff oder Greensill, ist natürlich sowieso alles möglich.

Es ist eben ein wichtiges Detail, dass auch bei Sondervermögen und Verwahrstellen ein Betrugsszenario nie vollständig ausgeschlossen ist und Vertrauen und schwerfällige Prozesse durchaus auch Selling Points sein können. Sondervermögen wird meist synonym zu „du bist 100% sicher“ verwendet und das ist einfach falsch und nicht die Rolle von Sondervermögen, vor allem nicht auf Seiten der Verwahrstelle.