Statuskonsum
Prioritäten
Der Grund, dass die Themen regelmäßig für Glaubenskonflikte sorgen, ist meiner Meinung nach, dass man die falsche Frage stellt und schnell anderen seine Sicht der Dinge aufdrängt.
Die Kernfrage ist nicht wo man überall sparen kann, sondern was einem wirklich wichtig ist. Es mag für dich einfach sein, nur Wasser zu trinken, aber für jemand anderen ist die Limonade oder das Bier am Freitag Abend eben wirklich wichtig.
Statuskonsum vs. Genuss
Der meiste Konsum erfolgt um Status auszustrahlen oder aus Gewohnheit. Diese beiden Punkte gilt es zu adressieren. Aber Konsum aus echtem Genuss oder um tatsächliche innere Bedürfnisse zu erfüllen, ist in meinen Augen nicht verachtenswert.
Das ist aber hochgradig individuell. Sobald du also deine eigenen Bedürfnisse auf das Leben eines anderen projizierst und suggerierst, derjenige würde verschwenderisch leben, weil ihm andere Dinge wichtig sind (die dir womöglich egal sind), erhebst du dich über die andere Person und diktierst ihr deine Vorstellungen.
Wasserbeispiel
Daher führen konkrete Hinweise ganz schnell am Thema vorbei und sorgen für Konflikte. Es ist natürlich super, vorsichtig darauf hinzuweisen “Hey, überleg mal ob du wirklich Wasserkisten für teures Geld kaufen und schleppen musst, tut es nicht auch Leitungswasser und ein Soda Stream?”. Wenn die Antwort aber ist: “Mein hartes Leitungswasser hier schmeckt mir leider nicht, Wasser XYZ hat eine viel interessantere Mineralzusammensetzung und das ist mir das Geld und den Aufwand wert.” dann muss man das genauso akzeptieren, selbst wenn es für dich abgehoben klingt und nicht nachvollziehbar ist (Hint: es gibt massive Unterschiede und es gibt sogar Leute, die sich selbst den Mineralgehalt bestimmter Wassermarken nachbauen, siehe https://blog.khymos.org/2012/01/04/mineral-waters-a-la-carte/). Das ist eine individuelle Entscheidung.
Bewusstsein
Wichtig ist nur, dass man bewusste Entscheidungen trifft. Das gilt genauso für das berühmte Avocadotoast und den vielzitierten Starbuckskaffee, die je nach Situation vollkommen berechtigt sein können. Schwierig werden die, wenn man sie tagein, tagaus aus purer Gewohnheit konsumiert.
Die wenigsten Menschen sind so reflektiert und können tatsächlichen, intrinsischen Bedürfniskonsum von extrinsisch motiviertem Statuskonsum oder Gewohnheitskonsum unterscheiden. Gerade wenn es um schwer quantifizierbare Dinge wie Ästhetik und das Wohlgefühl geht. Aber genau das ist der eigentliche Schlüssel zur Debatte. Es ist okay für Luxus zu zahlen, selbst wenn es nur ist, weil mir die Verpackung und die Marke ein besseres Gefühl geben. Am Ende zählt doch das Gesamtergebnis für mich. Wenn ich dabei für eine Illusion bezahle, ist auch das vollkommen okay, so lang ich mit dem Deal einverstanden bin und ihn bewusst eingehe. Ich muss mir “nur” bewusst machen, was mir *wirklich* wichtig ist.
In der Praxis
Das deckt sich doch mit meiner Kernbotschaft. :-)
Der meiste Konsum erfolgt um Status auszustrahlen oder aus Gewohnheit. Diese beiden Punkte gilt es zu adressieren.
und:
Ich muss mir “nur” bewusst machen, was mir *wirklich* wichtig ist.
Das “nur” ist in Anführungszeichen, weil das in der Praxis alles andere als trivial ist und viel Reflexion bedarf. Das schaffen sowieso die wenigsten. Für mich waren es zehn Jahre Entdeckungsreise hinsichtlich Qualitätsbewusstseins in allen Lebensbereichen. Dafür freu ich mich jetzt jedes Mal, wenn meine Finger über einen schönen Stoff streichen oder wenn ich an meinen Gewürzen schnupper. Hättest du mir das vor zehn Jahren erzählt, hätte ich dich für bekloppt gehalten.
Hat nur schlussendlich meine Kosten eher erhöht als verringert, aber dafür meine Lebensqualität gleichzeitig massiv gesteigert. Der ganze Konsum ist aber einfach nachhaltiger geworden; vieles ist auf Jahre oder Jahrzehnte ausgelegt.
Ich habe aber auch kein Problem mit Leitungswasser (zumindest unserem hier, das ist eher eine positive Ausnahme) und selbst gekochtem Essen, ganz im Gegenteil, also nicht falsch verstehen.
aber klappt vermutlich für den Großteil der Bevölkerung einfach nicht.
Natürlich nicht, aber die sind nicht /r/finanzen und wir predigen ja nicht für die Massen, sondern für eine privilegierte Elite.