Gehaltsverhandlung

Warning
This article was last updated on 2019-07-25, the content may be out of date.

Ich bin bei so etwas relativ pragmatisch. Ich handel initial ein gutes Gehalt aus und falls die automatischen Anpassungen nicht mehr marktgerecht sind, gibt es ein offenes Gespräch dazu und im Zweifel such ich mir eben etwas Attraktiveres. Sobald man ein paar Jahre Berufserfahrung hat und bei der Einstellung gut verhandelt hat, akkumulieren sich reguläre Erhöhungen von 3-4% plus 5-10% je Beförderung von ganz allein recht gut und ich seh gar keinen Bedarf mehr, selbst aktiv nachzuverhandeln.

In den ersten Jahren kommt man meist nicht um Wechsel herum, weil einem die oben genannten prozentualen Erhöhungen nicht so viel bringen, wenn der Einstieg zu niedrig ist. Dann könnte man anfangen, sich extern zu bewerben und auf einen Ausgleich der Differenz pokern, aber wenn das fehlschlägt, bleibt einem auch nichts anderes übrig, als tatsächlich zu gehen.

Das Wichtigste ist: Was du selbst glaubst zu brauchen oder zu verdienen interessiert niemanden. Wenn du mehr Gehalt möchtest, muss du einzig damit argumentieren, dass dein Wert für die Firma gestiegen ist und dass du mehr Verantwortung übernimmst. Das Ganze belegbar, am besten in Zahlen. Maximale customer satisfaction in x Umfragen nach Projektabschluss, y billable days, Teilprojekt mit Budget/Revenue z erfolgreich geleitet, dies und das für das Team getan.

Ich bin ein Freund davon das Spiel umzudrehen und nicht später beim Chef zu betteln, sondern von vorn herein einen Entwicklungsplan erstellen und sagen wo du Schritt für Schritt hin möchtest, was deine Ziele für die nächsten 1-2 Jahre sind, mit dem Chef abstimmen, was du tun musst, um das Ziel zu erreichen und dann direkt eine Zielerreichung daran koppeln.

Beispiel: Im kommenden Jahr vier Zertifizierungen machen, utilisation Target für jedes Quartal erfüllen, zwei Präsentationen fürs Team halten, Subject Matter Expert für das Thema xyz werden und sich dort Spezialistenwissen aneignen, ein Projekt mit weiteren Mitarbeitern steuern und erfolgreich abschließen. Dafür gibt es dann eine Beförderung von Consultant I zu Consultant II mit 10% Grundgehaltserhöhung, mehr Quartalsbonus, der direkt an die entsprechenden Zielerreichung der Quartalsziele gekoppelt ist und einen höheren Equitybonus. Bei uns wird das alles heruntergebrochen auf die einzelnen Quartale, jeweils mit SMART goals, an die dein konkreter Bonus gekoppelt ist (bei mir knapp 20% auf das Jahresgehalt) und der auch das Revenue Target des gesamten Teams berücksichtigt.

Wenn das vorher so abgestimmt und schriftlich (HR Tools wie Workday, Mails) festgehalten ist, kann man dich vielleicht noch einmal nach hinten vertrösten, aber spätestens dann bist du der erste in der Reihe, wenn es Budget gibt. Ansonsten eben Konsequenzen ziehen und sich etwas Neues suchen. Die Firma hatte ihre Chance. Ich hab aber auch schlicht keine Lust auf politische Spiele und Gepoker mit meinem Arbeitsvertrag. So lang man mich wertschätzt und das entsprechend zeigt, bleibe ich, ansonsten hab ich beliebig viele Alternativen. Diese Attitüde muss man sich aber erst erarbeiten.

In den ersten Jahren nach Berufseinstieg finde ich es persönlich gar nicht so wichtig groß zu verhandeln. Da ist es viel wichtiger, früh Verantwortung zu bekommen, Erfahrung zu sammeln und große Projekte zumindest zum Teil zu leiten. Du willst so viel Karrierekapital sammeln wie möglich, um dann beim ersten Wechsel, den ich so nach drei bis fünf Jahren anstreben würde, sechs-sieben, wenn es super läuft, richtig zu profitieren. Dann hast du im Consulting schon echt etwas an Erfahrung, Skills und Referenzen vorzuweisen, wenn du gut gearbeitet hast. Aber auch da gibt es andere Ansätze, wenn man auf Ränkespiel steht und innerhalb eines Konzerns Karriere machen möchte. Bei einer 200 Mitarbeiter Boutique Consultingbude würde ich aber nicht sonderlich viel auf Loyalität und interne Karrierepfade geben.